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Meinung: Stolz und Vorurteil

Historische Jahrestage haben es in sich, besonders dann, wenn die gemeinsame Geschichte zweier Nachbarn einem Minenfeld gleicht. Der Jahrestag des Kriegsendes hat gezeigt, dass der Konflikt zwischen Estland und Russland um die Verlegung eines Siegerdenkmals längst nicht ausgestanden ist.

Historische Jahrestage haben es in sich, besonders dann, wenn die gemeinsame Geschichte zweier Nachbarn einem Minenfeld gleicht. Der Jahrestag des Kriegsendes hat gezeigt, dass der Konflikt zwischen Estland und Russland um die Verlegung eines Siegerdenkmals längst nicht ausgestanden ist. Kurzfristig lässt er sich vielleicht entschärfen, aber kaum lösen. Denn der Streit berührt die unbewältigte Geschichte und die nationale Identität in beiden Ländern: Für viele Russen ist der Sieg über Hitler-Deutschland das Einzige, was von der Sowjetunion geblieben ist und worauf man mit Stolz zurückblicken kann. Für viele Esten aber hat der Bronzesoldat ein anderes Gesicht: Er steht für die sowjetische Besetzung, die für das Land nach wie vor ein Trauma ist. Eine wirkliche Annäherung beider Länder ist nur denkbar, wenn sie sich gemeinsam der Geschichte stellen. Es wäre schon viel gewonnen, wenn sie die Position des anderen aushalten könnten. Allerdings gibt es aus Moskau kein Signal für einen Dialog. Im Gegenteil: Putin griff Estland am Tag des Sieges sogar scharf an. Bleiben die Fronten derart verhärtet, droht dies auch das Verhältnis zwischen der EU und Russland zu belasten. vs

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