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Streit in der Union: Horst Seehofer - der Ober-Bayer

CSU-Chef Horst Seehofer – er ist noch nicht lange im Amt, doch er wirkt schon ganz schön stark. Zumindest in die Union.

Wenn das kein neuer Politikstil in Bayern ist. Ein Regierungschef, der nicht alles besser weiß, sondern sich auch einmal entschuldigt, weil etwas daneben gegangen ist; einer, der sagt, dass künftig von der Politik, für die er steht, keiner mehr ausgegrenzt werden soll; einer, der die soziale Marktwirtschaft ernst nimmt und den Spekulationskapitalismus für tot erklärt. Dieser eine ist Horst Seehofer. Da sieht man mal, was geschieht, wenn einer beide Spitzenämter in Bayern, das Ministerpräsidentenamt und den CSU Chef, auf sich vereinigt. Der eine wird ganz schön stark.

Sicher, Seehofer ist in zurückliegender Zeit zuweilen sprunghaft gewesen. Als einer der führenden Sozialausschüssler der Union, als VdK-Präsident, als Sozialpolitiker überhaupt war er nicht eben einfach auszurechnen. Das war früher in Bonn, als er Arbeits-Staatssekretär oder Gesundheitsminister war, ebenso wie später dann in Berlin als Verbraucherminister. Aber: Seehofer hat alles durch- und überstanden, alle Versuche, ihm Macht und Einfluss zu nehmen. Das macht einen nur noch stärker.

Und nun München. Erst im zweiten Anlauf, das stimmt, doch aufhalten konnte ihn dann niemand mehr. Seine Gegner haben sich eben disqualifiziert, so gut sie konnten. Daraus hat Seehofer, der Schnellmerker, Stimmensammler und Stimmungsmacher, seine Schlüsse gezogen. Keine Kurzschlüsse, weiß er doch aus eigenem Erleben, dass eine Volkspartei Flügel braucht, um in höhere Regionen zu gelangen; um nicht bei 40 plus x Prozent hocken zu bleiben. Die Flügel kommen unter ihm zu ihrem Recht. Immerhin sagt Seehofer, der unter „Herz-Jesu-Marxismus“-Verdacht steht, sehr dezidiert, dass der Sozialismus genauso abgewirtschaftet hat wie der Kapitalismus.

Man meint, Heiner Geißler, den alten CDU-Strategen, zu hören: Solidarität statt Kapitalismus fordert der. Und Seehofer fand Geißler zumindest früher auch immer spannend mit seinen Ideen, ihn und Willy Brandt. Von dem vormaligen Kanzler und SPD-Chef stammt der berühmte Slogan „Mehr Demokratie wagen“. Es wäre schon pikant, wenn der neue Ober-Bayer mit dieser Mischung Stimmen holen würde. Pikant insofern, als das der CDU-Bundesvorsitzenden nicht ganz so recht sein kann, obwohl sie andererseits auf einen solchen Stimmenzuwachs angewiesen ist, um Bundeskanzlerin bleiben zu können. Ohne die CSU geht da nichts, was wiederum heißt: Ohne Seehofer geht es nicht.

Für Angela Merkel, die ihre ganz eigenen Erfahrungen mit dem Kabinettsmitglied Seehofer hat, ist das keine glückliche Erkenntnis. Zumal Seehofer Stärke demonstriert. Mehr Geld für die Konjunktur will er, ein richtiges Programm, und das will er wirklich. Oder er macht nicht mit. Da bleibt Merkel vorerst nur die Hoffnung, dass Seehofers Ankündigung einer Verwaltungsreform mit dem Aus für Bezirksregierungen doch noch gehört wird und den Ministerpräsidenten mehr beschäftigt, als der das wollen kann. Wenn er vielleicht mal Kanzler werden wollte.

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