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Stress in Schönefeld? Kein Kommentar.

© dpa

Streit um Air Berlin: Macht den BER-Chefs endlich Beine!

Air Berlin schreibe seine roten Zahlen ganz von allein - und Tegel stemme den BER-Ausfall bisher prima. Was sich die Anwälte der Flughafengesellschaft zusammenreimen, spottet jeder Realität. Immerhin: Sie besorgen das Geschäft der Flughafengegner.

In Berlin, der Hauptstadt von Absurdistan, ist wirklich nichts unmöglich. In Berlin kann es passieren, dass der wichtigste Kunde eines staatlichen Unternehmens, der sich über schleppende Bedienung beklagt, nicht etwa eine Entschuldigung bekommt, sondern den Ratschlag, er solle doch einfach eine Stadt weiter ziehen. Und der Regierende Bürgermeister? Er kommentiert den Vorgang nicht, sagt sein Sprecher.

Um was es konkret geht? Der wichtigste Kunde der Berliner Flughafengesellschaft, Air Berlin, hatte wegen der immer wieder verschleppten Eröffnung des neuen Flughafens in Schönefeld gegen die Betreibergesellschaft auf Schadenersatz geklagt. Dass die Airline schon länger durch wirtschaftlichen Turbulenzen fliegt, ist bekannt. Diese Turbulenzen haben im Kern nichts mit der verschobenen Eröffnung von BER zu tun. Aber die Rückkehr in schwarze Zahlen wird für Air Berlin auch deshalb immer schwieriger, weil das geplante Drehkreuz Berlin nicht in Schwung kommt. Partnergesellschaften stellten ihre Pläne, die Hauptstadt anzufliegen, zurück. Dafür ist es in Tegel einfach zu eng, geplante neue Verbindungen von Air Berlin selbst konnten nicht aufgenommen werden. Das Umsteigen in Tegel ist lästig, geeignete Gepäckverteilungsanlagen fehlen.

Wenn in Tegel alles läuft, wozu brauchen wir dann den BER?

Die Anwälte der Flughafengesellschaft haben nun, wie durch eine Veröffentlichung im Tagesspiegel bekannt wurde, in ihrer Entgegnung auf die Schadenersatzklage der Air Berlin vorgeschlagen, diese solle doch ihren Berlinverkehr einschränken oder verlagern.

Als sei diese unglaubliche Argumentation nicht schon in sich eine glatte Unverschämtheit gegenüber einer Airline, die mehr als jede andere für den Luftverkehr von und nach Berlin steht, setzen die Flughafenjuristen noch eines drauf: Der Flughafen Tegel sei voll funktionsfähig und einschränkungslos in der Lage, den für BER geplanten Flugverkehr abzuwickeln. Würde das stimmen, wären draußen in Schönefeld vier Milliarden Euro völlig unsinnigerweise im märkischen Sand verbuddelt worden. Jeder weitere Euro Investition dort wäre glatter Irrsinn.

Wie reagiert der Flughafen, was sagt der Vorsitzende des Aufsichtsrates? Hartmut Mehdorn teilt immerhin mit, er wolle, dass Air Berlin weiter wichtigster Kunde des Flughafengesellschaft bleibt. Und Klaus Wowereit? Er kommentiert den Vorgang nicht.

Begreift denn keiner, wie unglaublich, wie skandalös, weil völlig falsch, diese Argumentation ist?

Begreift denn keiner, wie unglaublich, wie skandalös, weil völlig falsch, diese Argumentation ist? Da fühlen sich weder Mehdorn noch Wowereit zur Klarstellung aufgerufen: Es kann keine Rede davon sein, dass sich der komplette Flugverkehr problemlos in Tegel abwickeln lässt. Hat sich keiner von beiden die Zustände zur Hauptverkehrszeit einmal angeschaut? Ein furchtbarer Verdacht kommt auf: In Schönefeld ruhen die Arbeiten weitgehend, weil auf den Verantwortlichen keinerlei Druck lastet, endlich fertig zu werden. Tegel läuft ja, also kein Grund zur Panik. Wird BER morgen nicht eröffnet, dann eben übermorgen.

Vielleicht sollten die durch immer mehr Luftverkehr geplagten Anlieger von Tegel endlich auf die Barrikaden gehen und der Politik Beine machen. Denn von selbst kommt da offenbar nur: kein Kommentar.

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