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Das Symbol für Frankreichs Energiewende. Das Atomkraftwerk Fessenheim im Elsass, eines der ältesten und unsichersten, soll bis Ende 2016 vom Netz gehen. Die französische Regierung hat angekündigt, ihre Stromversorgung von aktuell 70 Prozent Atomstrom auf 50 Prozent verringern zu wollen.

© dpa

Subventionen für Kernkraft: Atomare Fehlkalkulation

Die EU-Kommission will ihre Beihilferegeln zugunsten der Atomenergie ändern. Damit gräbt sich ihrer Klimapolitik endgültig das Wasser ab. Denn Wind, Sonne und Atomenergie passen einfach nicht zusammen.

Die Atomenergie ist ein Sonderfall der Wirtschaftsgeschichte. 60 Jahre nach ihrer Markteinführung braucht sie noch immer Subventionen, um am Markt bestehen zu können. Ein neues Atomkraftwerk kostet zwischen sechs und neun Milliarden Euro. Um eine solche Investition refinanzieren zu können, müsste der Strompreis um ein Vielfaches höher liegen, als es auf absehbare Zeit der Fall ist. Atomstrom kostet zwischen 12 und 20 Dollar-Cent pro Kilowattstunde, Windstrom gibt es schon für sechs Cent. Deshalb hat die britische Regierung beschlossen, Atomkraftwerke wie Windräder zu behandeln und den atomar erzeugten Strom zu einem festgelegten Abnahmepreis zu kaufen.

Zugleich hat die britische Regierung sich intensiv bemüht, den Preis für die Tonne Kohlendioxid im europäischen Emissionshandel bis 2020 auf 36 Euro hochzutreiben, aktuell liegt er stabil unter vier Euro. Weil das nicht funktioniert, hat sie sich entschieden, die magischen 36 Euro zum Mindestpreis für die Tonne CO2 zu machen, zumindest im eigenen Land. Das ist nach den frühen Kalkulationen des britischen Atomprogramms der Preis, von dem an Atomstrom in Konkurrenz zum Kohlestrom wirtschaftlich werden könnte. Allerdings dürfte das Kilowatt Atomstromleistung beim Bau dann nicht mehr als 1200 Euro kosten – tatsächlich liegen die Kosten aber bei 5000 bis 7000 Euro. Die britische Regierung hofft nun, ihre atomare Fehlkalkulation zum europäischen Standard erheben zu können.

In Brüssel hat die britische Regierung Bündnispartner gefunden, bei Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia und bei Energiekommissar Günther Oettinger. Beide glauben nicht an die erneuerbaren Energien, die klimafreundlich und auch preiswerter sind. Sie bleiben einem alten Denken verhaftet, wonach nur große Anlagen etwas taugen, und das, obwohl die unflexiblen Atomkraftwerke sich nun gerade nicht als Ergänzung zu Wind- und Solarstrom eignen, weder technisch noch betriebswirtschaftlich. Bei der Nutzung der Atomenergie geht es eben nicht um Strom, sondern um die geopolitische und strategische Bedeutung – darum, sich wichtigzumachen. Dafür eignen sich Wind und Sonne weniger. Dafür bergen sie aber nicht das Risiko, ganze Regionen nach einem Unfall auf Jahrzehnte unbewohnbar zu machen – wie in Tschernobyl oder in Fukushima.

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