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Verteidigungsminister Guttenberg gerät unter Druck, weil Teile seiner Doktorarbeit aus dem Jahr 2007 offensichtlich abgeschrieben sind. In dieser Bildergalerie zeigen wir Beispiele.

© dapd

Summa cum querela: Guttenbergs Karriere auf der Kippe

Guttenberg gilt der Union als vielversprechendster Politiker seiner Generation. Doch jetzt könnte seine Karriere an den Plagiatsvorwürfen seiner Doktorarbeit zerschellen.

Da ist sie jetzt, die gefährlichste Klippe. Karl-Theodor zu Guttenberg, der Bundesminister der Verteidigung, muss sie umschiffen, und das auch noch gekonnt, sonst wird daran – um wie die Nautiker von der Gorch Fock zu sprechen – seine politische Karriere zerschellen.

Mitten hinein in eine ohnedies stürmischer werdende Debatte um sein Wirken als „Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt“ kommt die Nachricht, dass er seine Doktorarbeit abgekupfert haben soll. Ausgerechnet jetzt. Wirft es doch das denkbar schlechteste Licht auf ihn, und zwar in einer entscheidenden Phase, in der er gerade eben nicht als ein Bruder Leichtfuß daherkommen darf.

Er darf jetzt nicht gewogen und für seine Aufgabe als zu leicht befunden werden. Er darf nicht als einer angesehen werden können, der Tiefe nur aus einem Blick von oben kennt. Als einer, der bloß bei schönem Wetter auf Deck promeniert. Sondern er muss als einer angesehen sein, der weiß, worum es geht, der Substanz hat und das Ethos der Verantwortung.

Immerhin wird wegen Guttenberg die Bundeswehr in einer Weise verändert, dass sie nie mehr so sein wird, wie sie einmal war. Wie sie gedacht war. So viel steht fest. Und das übrigens auch schon nach einigem Hin und Her in seiner Begründung, das irritiert hat: erst wegen des Geldes, das fürs Militär weniger wird, und nicht wegen der Sicherheitspolitik, inzwischen umgekehrt. Nun will der Minister auch nicht mehr sparen – was er soll, was er muss, was er versprochen hat, 8,3 Milliarden Euro insgesamt –, sondern will sogar mehr Geld für seinen Umbau haben. Was er nicht bekommen kann.

Wenn das keine Untiefe ist! Nur schon hier muss er klug manövrieren, bloß nicht wie Captain Queeg auf der USS Caine, der immer alle Fehler auf seine Untergebenen schob, bis die meuterten. Die Caine war ihr Schicksal.

Was soll die Bundeswehr der Zukunft genau tun? Welchen Auftrag soll sie erfüllen? Welcher Auftrag wird der wichtigste? Muss das Grundgesetz geändert werden? Mit welcher Begründung soll es wie viele Soldaten geben? Wie will der Minister verhindern, dass die sogenannte Professionalisierung kein Kastendenken hervorruft? Nicht nur der Nestor aller (guten) deutschen Verteidigungsminister, Helmut Schmidt, kritisiert als nebulös, was sein Urenkel im Amt treibt. Schmidt rügt, „dass die bisherige Debatte nicht genug in die Tiefe geht“.

Er muss jetzt Überzeugungsarbeit leisten, Karl-Theodor zu Guttenberg. Er muss erklären können, warum die Bundeswehr für Einsätze wie in Afghanistan umgebaut werden soll – wenn es so schnell aber nach den Erfahrungen in Afghanistan gar keinen dieser Art mehr geben wird, weil die Armee heilfroh sein kann, wenn sie wieder draußen ist. Oder warum Ausländer, wie es auch erwogen wird, einfacher Bundeswehrsoldaten werden können als zivile Staatsbürger – nach dem Motto: Sterben dürfen sie für Deutschland, im Land leben nicht.

Das sind Fragen, höchst schwierige, die den ganzen Politiker erfordern. Guttenberg gilt der Union als vielversprechendster Politiker seiner Generation. Er hat aber bisher vor allem viel versprochen. Jetzt muss er zeigen, was in ihm steckt. Glanz kommt nicht nur von Pomade. Das ist ein großer Test, ein Charakter-Rigorosum, aber auch seine Chance.

Schon gar, weil da diese Klippe ist, diese Doktorarbeit. Oder soll einfach der Doktorvater zurücktreten?

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