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Syriens Präsident Baschar al-Assad lehnt es ab, ins Exil zu gehen.

© dapd

Syrien und Türkei: Endzeitstimmung ohne Ende

Der syrische Präsident will nicht ins Exil, sondern in Syrien sterben. Das ist ein weiteres Zeichen für die Endzeitstimmung, die über dem Land liegt. Doch eine Lösung des Konflikts ist nach wie vor nicht in Sicht.

Der syrische Präsident Baschar al Assad hat erneut ein Angebot ausgeschlagen, ins Exil zu gehen und damit den Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden. Gleichzeitig werden die Gefechte zwischen Rebellen und Regierungstruppen immer heftiger – allein am Mittwoch gab es 160 Tote. Und der Nachbar Türkei berät mit den USA über eine Aufstellung von Luftabwehrraketen an der Grenze, die der Schaffung einer Flugverbotszone über dem Norden Syriens dienen: Drohender Abschuss durch die „Patriots“ soll die syrische Luftwaffe davon abhalten, sich der Grenze zu nähern. Eine klare Kampfansage an Assad.

Er sei in Syrien geboren und werde in Syrien sterben, sagt Assad und unterstreicht damit die düstere Endzeitstimmung im Land. Beide Seiten im Bürgerkrieg sehen in der Gewalt die einzige Möglichkeit einer Lösung, alle Vermittlungsbemühungen sind gescheitert. Eine Ausweitung des Krieges droht: Am Donnerstag landeten drei Geschosse aus Syrien im Norden Israels. Bei einer Schießerei zwischen Rebellen und Regierungstruppen an der Grenze zur Türkei wurden zwei türkische Zivilisten verletzt.

Neben Russland gibt es nur einen Akteur auf der Weltbühne, der seine politischen und militärischen Möglichkeiten noch nicht ausgespielt hat: die USA. Die türkische Regierung sagt, sie habe Rücksicht auf den Wahlkampf genommen und Präsident Obama deshalb nicht zu sehr mit Forderungen nach einem Eingreifen behelligt. Das soll sich ändern.

Schon jetzt gibt es Anzeichen für ein intensiveres US-Engagement. Washington forderte vergangene Woche offen eine Neustrukturierung der syrischen Opposition. Doch so weit, wie es sich der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wünscht, wird Obama wohl nicht gehen. Denn der Syrien-Konflikt berührt derzeit noch keine vitalen nationalen Interessen der Amerikaner. Das kriegsmüde Land wird sich nicht ohne Weiteres in einen neuen Konflikt im Nahen Osten stürzen. So traurig es ist: Die Lage in Syrien muss noch schlimmer werden, bevor die USA ihre Zurückhaltung aufgeben werden. Ein Erstarken von Al Qaida oder anderer radikal-sunnitischer Gruppen in Syrien, der Einsatz von Chemiewaffen durch Assad oder ein offenes Eingreifen des Iran könnten die USA zum Eingreifen veranlassen. Aber vorerst wird das Sterben weitergehen.

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