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Tag der Menschenrechte: Die Erwachsenen von morgen

Wo von Menschenrechten die Rede sein muss, ist immer etwas faul. Denn seine pure Existenz verdankt der Begriff der Tatsache, dass die unveräußerlichen Rechte von Menschen verletzt wurden, verletzt werden.

Von Caroline Fetscher

Wo von Menschenrechten die Rede sein muss, ist immer etwas faul. Denn seine pure Existenz verdankt der Begriff der Tatsache, dass die unveräußerlichen Rechte von Menschen verletzt wurden, verletzt werden. Am heutigen „Internationalen Tag der Menschenrechte“ soll daran erinnert werden, dass es Staaten, Regionen, Gruppen auf dem Globus gibt, wo an 365 Tagen des Jahres das Wort Menschenrecht ein Fremdwort oder eine suspekte Vokabel ist. Erinnert wird an Folter, Verfolgung, willkürliche Verhaftungen in Staaten wie China oder, aktuell, Syrien.

Erst seit wenigen Jahren blicken die Vereinten Nationen und nicht staatliche Organisationen zum Schutz der Menschenrechte auf die zahlenstärkste unterdrückte Population weltweit. In 156 der 193 Staaten der Erde haben ausgewachsene Personen das Recht, Gewalt gegen die Angehörigen dieser Population anzuwenden: gegen Kinder. In nur 29 Ländern, darunter Deutschland, ist das Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung im Gesetz verankert. Und auch in diesen Staaten, unter denen Schweden 1979 der Pionier war, ist gewaltfreies Aufwachsen noch lange nicht die Norm.

Der Unicef-Report 2011 – einer der besten bisher – drückt sich nicht wie früher üblich um diese Frage herum. Deutlich wird benannt, was Sache und Tat-Sache im Wortsinn ist. Jedes Jahr erleiden weltweit zwischen 500 Millionen bis 1,5 Milliarden Kinder irgendeine Form von Gewalt. In Asien werden Abertausende Mädchen in die Prostitution verkauft. In großen Teilen der arabischen Welt – und nicht nur dort – betrachtet eine Mehrheit der Väter wie Mütter ihr „Fleisch und Blut“ als Leibeigentum, mit dem sie verfahren können, wie sie wollen. In manchen afrikanischen Regionen werden Kinder als „Hexen“ verfolgt. In Ländern wie Bangladesch oder Indien gelten Mädchen so wenig, dass einigen der Vorname „Unerwünscht“ gegeben wird. Und überall auf der Welt, überall, in sämtlichen Milieus, auch in unserem Land, werden Kinder schweigende Opfer sexueller Straftaten, sexualisierter Gewalt.

Der Fortschritt der Gattung aber misst sich am Umgang mit den Erwachsenen von morgen. Investitionen in den Schutz von Kindern sind die zivilisierteste Art, staatliche und private Gelder auszugeben. Sie sind ein Gradmesser dafür, wie eine Gesellschaft es mit den Menschenrechten hält.

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