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Taliban-Führer Mullah Omar: „Wir jagen Amerikaner wie Schweine“

Seit Jahren hat ihn keiner mehr zu Gesicht bekommen. Doch bis heute gilt Mullah Omar als der unangefochtene Führer der Taliban in Afghanistan.

Er wirkt längst wie ein Phantom. Seit Jahren hat ihn keiner mehr zu Gesicht bekommen. Man weiß nicht einmal sicher, ob er noch lebt. Doch bis heute gilt er als unangefochtener spiritueller Führer der Taliban. Nun hat der afghanische Präsident Hamid Karsai Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar aufgefordert, die Waffen niederzulegen und in die Politik einzusteigen.

Omar könne bei den Wahlen 2014 ja für das Präsidentenamt kandidieren, sagte Karsai am Donnerstag. Ernst gemeint war der Vorschlag aber wohl kaum. Omar gilt als einer der meistgesuchten Männer der Welt, die USA haben ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Und auch unter den Afghanen hat er massenhaft Feinde, die ihm umgehend nach dem Leben trachten würden.

Omar lässt sich nicht fotografieren, er soll fremde Menschen meiden und gilt als scheu. Nur wenige Bilder von ihm geistern durch die Welt und selbst deren Authentizität ist fraglich. Das bekannteste zeigt einen finster dreinblickenden einäugigen Mann mit wildem schwarzen Bart. Doch unter seinen Anhängern ist er ein überlebensgroßer Mythos, eine Heldenlegende. Er soll zwischen 1959 und 1962 nahe Kandahar geboren worden sein. Im „Heiligen Krieg“ kämpfte er gegen die sowjetischen Besatzer, wurde mehrfach verwundet und verlor ein Auge. Danach lehrte er an einer Koranschule.

Seine Karriere als Taliban-Führer begann, als die Warlords nach Abzug der Russen das Land in den Bürgerkrieg stürzten. Angeblich befahl ihm damals der Prophet Mohammed im Traum, das Chaos zu beenden. Omar rief seine Koranschüler auf, zu den Waffen zu greifen. Eine von vielen Legenden besagt, dass er 1994 mit 30 Mann und nur 16 Gewehren zwei junge Mädchen befreite, die ein Warlord mit seinen Milizen geraubt und vergewaltigt hatte.

Die Taliban-Bewegung war geboren. Von 1996 bis 2001 regierte Mullah Omar als Emir das Land. Seit der westlichen Invasion hält er sich versteckt, vermutlich in Pakistan. „Die Taliban jagen Amerikaner wie Schweine“, protzte er noch 2004. Heute scheint aber auch Mullah Omar, der Anfang 2011 einen Herzinfarkt erlitten haben soll, kleinlauter. Es wird kolportiert, dass er an US-Präsident Barack Obama geschrieben und sein Interesse an Friedensgesprächen bekundet haben soll. Der Wahrheitsgehalt dieser Gerüchte bleibt jedoch – wie so vieles in diesem Krieg – unklar.

Christine Möllhoff

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