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Taliban-Gefangene: Vorne rein, hinten raus

Hunderte Taliban brechen aus einem Gefängnis im afghanischen Kandahar aus. Isaf und afghanische Regierung sprechen von einem Rückschlag, doch das Grundproblem des vergessenen Krieges ist: die Kriegspartner haben nicht denselben Gegner.

Das Gefangenenlager Guantanamo ist durch die jüngsten Wikileaks-Veröffentlichungen wieder einmal in die Kritik geraten. Die Alternative zu Guantanamo sieht so aus: 475 Taliban klettern einer nach dem anderen in einen Tunnel, kriechen 300 Meter weit und sind frei. Frei, um sich wieder am Kampf gegen die Isaf-Truppen zu beteiligen. Über vier Stunden hat der Ausbruch gedauert, aber die Sicherheitskräfte im Gefängnis in Kandahar wollen nichts davon bemerkt haben. Einen Rückschlag im Kampf gegen die radikal-islamischen Aufständischen nennt der Isaf-Sprecher den Ausbruch, einen „schweren Schlag“ der Sprecher von Präsident Karsai. In Wahrheit verdeutlicht er das Grundproblem des vergessenen Krieges in Afghanistan: die Kriegspartner haben nicht denselben Gegner. Schließlich konnten bereits vor drei Jahren 400 Taliban-Kämpfer aus einem afghanischen Gefängnis entkommen. Und dass die Amerikaner laut der Wikileaks-Dokumente den pakistanischen Geheimdienst ISI einer terroristische Vereinigung gleichsetzen, beweist, wie gering das Vertrauen auch in den anderen Partner im Kampf gegen die Taliban ist. Kriegsgegner einzufangen, die der Kriegspartner entkommen lässt, ist absurd – und lebensgefährlich. Gerade kamen vier Nato-Soldaten bei Bombenangriffen ums Leben.

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