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Tarifverhandlungen bei der BVG: Kraftmeierei trotz lösbarer Konflikte

Das befürchtete Verkehrschaos blieb zwar aus. Trotzdem: Dass es im Tarifkonflikt bei der BVG erst zu einem Warnstreik kommen musste, heißt, dass unnötige Kraftmeierei im Spiel ist - und zwar auf beiden Seiten.

Arbeitskampf ist nicht Arbeitskampf. Auf dem Frankfurter Flughafen wird am heutigen Montag erneut gestreikt – dort werden voraussichtlich wieder hunderte Flüge ausfallen, weil eine kleine Gruppe gut bezahlter Beschäftigter ihre privilegierte Situation für exorbitant unverschämte Forderungen missbraucht. In Berlin hingegen wird Montag im Ringen um einen neuen Tarifvertrag für die BVG-Beschäftigten nur verhandelt. Anders als in Frankfurt geht es in der Hauptstadt auch nicht um Lohnerhöhungen von 50 Prozent, sondern um lediglich 2,3 Prozent Zuschlag – kaum mehr als ein berechtigter Inflationsausgleich für Busfahrer und Tramführer. Sehr weit auseinander liegen der BVG-Vorstand und die Gewerkschaft Verdi nicht einmal; auch wollten beide Seiten schnell einen neuen Vertrag, bevor die bundesweite Tarifverhandlung für den öffentlichen Dienst mit einer dann unabsehbaren Eskalation beginnt.

Der ganztätige Warnstreik der BVG-Beschäftigten am vergangenen Samstag aber zeigt, dass auch eine lösbare Konfliktlage nicht vor unnötiger und überzogener Kraftmeierei schützt. Weil die Berliner mit Pragmatismus reagierten, blieb das Chaos aus. Bei einem Streik in der Arbeitswoche sähe dies anders aus. Verantwortung tragen beide Seiten: die Arbeitnehmervertreter ebenso wie eine Geschäftsführung, die trotz der moderaten Forderungen mit der Drohung höherer Fahrpreise arbeitet. Es ist aber von Verdi angesichts des Lohngefälles zwischen gut bezahlten, langjährigen BVGlern und neu eingestellten Billigmitarbeitern zu verlangen, differenzierte Forderungen auszuhandeln. Nur so werden in Berlin beide Seiten ihrer Verantwortung gerecht.

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