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Tebartz-van Elst-Affäre: Glaube und Würde

In der Affäre um den Limburger Bischof muss es nun der Papst selbst richten. Denn auch er hat viel zu verlieren.

Da sitzen sie nun in Rom und warten. Einen „Showdown“ nennen manche das schon, einen zwischen Robert Zollitsch von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Franz-Peter Tebartz-van Elst. Zumal die Äußerungen Zollitschs an Schärfe zunehmen. Geh’ mit Gott, aber geh’ – so klingt, was an die Adresse des Bruders Franz-Peter gerichtet ist. Und der Papst muss es richten. Alle warten auf ihn. Aber das macht die Spannung aus: dass es weit mehr ist als ein Showdown zwischen zwei Personen.

Richten muss es Franziskus in jederlei Hinsicht. Er muss die Sachlage beurteilen, urteilen und dann – im Sinne der Gläubigen – alles wieder herrichten, möglich schnell, was in geradezu historischem Antagonismus zum (bisherigen) Selbstverständnis der Kurie steht. Was er bewältigen muss, ist noch dazu eine dreigeteilte, mehrdimensionale Aufgabe – lokal, national, international, spirituell.

Tebartz-van Elst hat seine Glaubwürdigkeit verloren

Der erste Teil ist, auf Limburg zu sehen. Ein Bischof, obwohl von Amts wegen nicht einfach in die Wüste zu schicken, ist nichts ohne Glaubwürdigkeit. Das sagte dieser Tage ein Bischof. Welch ein schönes, passendes Wort in diesem Zusammenhang: mit Glaube und Würde. Ein Bischof ist auch nichts ohne die ihm in seiner Diözese, der Teilkirche, anvertrauten Menschen. Tebartz-van Elst nun hat selber gelogen und außerdem von ihm abhängige Mitarbeiter dazu angehalten, nicht die Wahrheit zu sagen. Er hat daher sowohl seine Glaubwürdigkeit als auch das Vertrauen der Gläubigen verloren. Einmal abgesehen von dem beantragten Strafbefehl wegen Falschaussage.

Der zweite Teil ist von nationaler Bedeutung, auf die Deutsche Bischofskonferenz bezogen. Der Fall wird ja auch deshalb so heiß diskutiert, weil der Bischof nicht als ein einzelnes schwarzes Schaf angesehen wird, sondern sich daran vielmehr die Vermutung anschließt, es handle sich bei den Bischöfen um eine ganze Herde davon, um sinistre Gestalten, die aus geheimen Kassen prassen. Das gefährdet allerdings die Glaubwürdigkeit einer ganzen Institution, die in ihrer Gesamtheit wie in ihren 27 Bistümern angehalten ist, gute Werke zu tun.

Die Gläubigen dürfen nicht das Vertrauen in die Kirche verlieren

Krankenhäuser, Schulen, Pflege, Jugend- und Familienhilfe, internationale Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit, alles das verbindet sich auch mit Kirche. Die Gläubigen dürfen jetzt nicht das Vertrauen verlieren, dass mit Kirchensteuermilliarden sorgsam umgegangen wird. Zumal nicht ausgerechnet in der Zeit von Koalitionsverhandlungen. Schon der deutsche Papst Benedikt wollte, in Freiburg war’s, dass auf staatliche Privilegien verzichtet wird. Was, wenn da jetzt jemand Ernst macht?

Der dritte Teil ist die internationale Wirkung. Franziskus fordert Bescheidenheit, er predigt und lebt sie. Alle sehen es. Und die 1,2 Milliarden katholischen Gläubigen in der Welt sehen auch, dass er in diesem Sinn die Kurie und darüber hinaus reformieren will. Da darf er – der Bischof von Rom – nicht dulden, dass seine Glaubwürdigkeit angetastet wird. Denn sonst verliert auch sein wesentlicher Antrieb spirituelle Strahlkraft: dass Kirche gerade im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens vermitteln kann. Ja, er muss es richten, der Papst. Lokal und national muss es Transparenz wie nie geben, weltkirchlich und in der Kurie darf der Fall seine Wirkung nicht verfehlen. Ein Showdown also auch für Franziskus. Und so wird ein Bischof die katholische Welt verändert haben.

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