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Die Opfer der Anschlagserie im Süden Israels waren vor allem Soldaten.

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Terror gegen Israel: Der palästinensische Traum vom eigenen Staat bald ausgeträumt?

Die brutale Terror-Attacke durch radikal-islamische Extremisten entlang der israelisch-ägyptischen Grenze droht, jeden Fortschritt im Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern mit einem Schlag zunichte zu machen.

Dies war mehr als „nur“ ein Anschlag. Es war eine einzigartige Terror-Attacke. Der palästinensische „Volkswiderstand“ schlug mit mörderischer Gewalt gleich kilometerlang entlang der israelisch-ägyptischen Grenze zu. Die Ziele waren nicht nur „militärischer“, sondern vor allem auch politischer Natur.

Die verantwortliche Gruppe, die der im Gazastreifen herrschenden, radikal-islamischen Hamas sehr nahe steht, hat der seit über anderthalb Jahren anhaltenden gespannten Ruhe rund um den Gazastreifen gezielt ein blutiges Ende gesetzt – und dies genau einen Monat, bevor die gemäßigte Palästinenserführung unter Präsident Mahmud Abbas bei der Uno um die internationale Anerkennung Palästinas als selbstständiger Staat nachsuchen will. Gezielt wurde eine neue Eskalation der Gewalt ausgelöst, deren Ende nicht absehbar ist, die aber Opfer auf beiden Seiten fordern wird.

Noch nie in der an Krieg und Terror überreichen Geschichte des israelisch-palästinensischen Konfliktes wurde eine Terror-Attacke dieses Ausmaßes und dieser taktischen Raffinesse verübt. Ein wohl über 15 Mann umfassendes Kommando hatte sich aus dem Gazastreifen in die von der ägyptischen Zentralgewalt ungenügend kontrollierte Sinai-Wüste abgesetzt, sich dort bewaffnet und sorgfältig vorbereitet. Ausgerüstet mit automatischen Schusswaffen, Panzerabwehrraketen, Mörsergeschossen und Granaten gingen sie über die ungeschützte Grenze, unter ihnen auch ein Selbstmordattentäter mit umgebundenen Sprengstoffgürtel. Sie überraschten die Israelis und unterliefen auch die sonst so strengen Sicherheitsvorkehrungen ihres Todfeindes.

Worum ging es den Attentätern wirklich? Lesen Sie weiter auf Seite 2.

Zerplatzt der Traum vom palästinensischen Staat?
Zerplatzt der Traum vom palästinensischen Staat?

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Doch es geht diesen rücksichtslosen Extremisten weniger um den militärischen Triumph als vielmehr um den mannigfachen politischen Erfolg. Nach über 30-monatiger, relativer Ruhe wollten sie die des andauernden Nahostkonfliktes überdrüssige Welt wieder auf das Palästinenserproblem aufmerksam machen und ihrer Überzeugung zum Durchbruch verhelfen, dass der Konflikt nicht mittels Verhandlungen, in der Uno, auf friedlichem Weg beendet werden kann. Nur mit Gewalt, so verkündete die Hamas nach dem vor fast auf den Tag genau vor fünf Jahren erfolgten Abzug der israelischen Soldaten und Siedler aus dem Gazastreifen, könne der Besatzer vertrieben, der Staat Palästina errichtet werden.

Die Opfer der Terror-Attacke waren zwar ausschließlich Israelis, fast ausnahmslos sogar Soldaten. Doch politisch haben diese von der Hamas weitgehend abhängigen Terroristen Präsident Abbas und seine Leute im fernen Ramallah und deren derzeit erfolgversprechende politisch-diplomatische Strategie im Visier. Je mörderischer und spektakulärer ihre Anschläge, desto geringer Abbas’ Chance, von der Uno die staatliche Anerkennung zu erhalten. Nicht nur die USA werden im Sicherheitsrat ihr Veto dagegen einlegen, sondern etliche zögernde, vor allem westliche und – wichtig – demokratische Staaten dürften im Falle anhaltender Gewalt einem „Terrorstaat“ Palästina ihre Stimme verweigern.

Die direkten Folgen wären verheerend: Die Gemäßigten unter Abbas würden den ohnehin labilen Rückhalt in der palästinensischen Bevölkerung vollends verlieren. Die Islamisten unter Hamas-Führung könnten die Macht auch im Westjordanland übernehmen. Eine erneute gewaltsame große Konfrontation mit Israel wäre unvermeidlich, der palästinensische Traum von eigenen Staat wohl für alle Zeiten ausgeträumt.

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