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Meinung: Teurer Patriotismus

KANZLER KRITISIERT PRODUKTIONSVERLAGERUNG

Müssen Unternehmer Patrioten sein? Für den Bundeskanzler ist das keine Frage. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland, ja schon der Aufruf dazu, die Chancen in den neuen Beitrittsländern der Europäischen Union auszuloten, ist verwerflich, meint jedenfalls Gerhard Schröder. Deshalb ist sein Urteil über Ludwig Georg Braun eindeutig: unpatriotisch. Denn der Unternehmer Braun nutzt nicht nur selbst die niedrigen Lohnkosten in fremden Ländern. Als Präsident des Industrie und Handelskammertages ruft er seine Kollegen auch noch dazu auf, die Reformen in der Heimat gar nicht erst abzuwarten, sondern Arbeitsplätze gleich ins Ausland zu verlegen. Schröder wirft dem Funktionär Braun nun rein betriebswirtschaftliche Sichtweise vor – Tausende von Unternehmern in Deutschland könnte er mit denselben Worten kritisieren. Denn die Industrie hat längst weite Teile der Produktion nach Asien oder Osteuropa verlegt. Was bleibt ihnen auch anderes? Mit wehenden Fahnen in die Insolvenz zu marschieren? Braun und Co. betreiben den Export von Jobs nicht zum Spaß. Sie reagieren auf starre Arbeitsregeln in Deutschland, hohe Löhne und noch höhere Lohnnebenkosten. Patriotismus können sie sich nicht leisten. fo

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