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Meinung: Thierses Medienschelte: Zu langsam für diese Welt

Potztausend! Dass die Medien an vielem Schuld sind, wissen wir.

Potztausend! Dass die Medien an vielem Schuld sind, wissen wir. Am Verfall von Sitte und Moral und an der ganzen Spaßkultur. Aber jetzt noch das! Damit haben wir nicht gerechnet. Die Medien sind Schuld am zunehmenden Bedeutungsverlust des Parlamentes. Sagt der Präsident des Deutschen Bundestages, also kein Irgendwer. Wolfgang Thierse, ein mediengewandter, nicht aber medienhöriger Politiker, schreibt uns Journalisten ins Statut, wir zwängen die Politiker geradezu, sich in den Medien zu inszenieren. Und wo sagt er das? Natürlich in einem Medium. Sonst würde es ja keiner hören. Und die "Frankfurter Rundschau" hat auch gleich die große Echomaschine angeworfen und daraus eine Meldung formuliert, die alle Agenturen verbreiten. So sieht Wolfgang Thierse fraglos seine eigene These bestätigt. Aber er sollte den Mut zu einer Schlussfolgerung haben. Sind die Medien zu schnell, oder ist der Bundestag zu langsam? Sagt ein Interview in einer Zeitung über die Ziele eines Politikers mehr als eine Parlamentsdebatte, weil Redakteure konsequenter nachfragen als Abgeordnete? Interessieren sich mehr Leute für die Talkshow von Sabine Christiansen als für eine Plenarsitzung, weil in der Sendung der Fernsehjournalistin das Leben pulsiert und die Zeit für lange und langweilige Reden zu knapp ist? Kein Zweifel, vieles in der Medienwelt ist zu schrill. Aber zum Thema Kommunikationstempo könnte der Bundestag noch bei den Medien lernen.

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