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Meinung: Umweg über Europa

STAMMZELLBESCHLUSS DES EU-PARLAMENTS

Nun ist es also da, das Dilemma. Und die Gegner des deutschen Stammzellkompromisses können lächelnd behaupten, genau davor gewarnt zu haben. Die Genforschung im Ausland, so hatten sie argumentiert, werde sich nicht nach den ethischen Bedürfnissen der Deutschen richten. Doch es ist ein Riesenunterschied, ob man etwas nicht verhindern kann oder ob man es aktiv fördert. Wenn der Ministerrat die EULänder nun tatsächlich für Experimente zur Kasse bittet, bei denen Embryonen getötet werden, ist dies ethisch und politisch schwer zu ertragen. Jemanden für etwas bezahlen zu lassen, das er selber unter Strafe gestellt hat: Das kann, bei aller Einsicht in Kompromissnotwendigkeiten, nicht akzeptabel sein. Vermittelbar ist es schon gar nicht. Wer soll Aufwand und Aufregung der deutschen Genpolitik noch ernst nehmen, wenn Beschlüsse des Gesetzgebers so ad absurdum geführt werden? Die gefeierte Sternstunde des Bundestags, das mühsame interfraktionelle Zusammenraufen – ein Kasperletheater? Den forschungsbegeisterten Kanzler mag das Signal aus Straßburg freuen. Der Eindruck, dass diejenigen, die sich hier nicht durchsetzen konnten, nun übers Ausland versuchen, das Rad weiterzudrehen, wäre fatal. Bei der von Deutschland betriebenen Verschiebung einer Anti-Klon-Konvention in New York ist er bereits entstanden. raw

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