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Umweltminister Norbert Röttgen: "Westerwelle ist irreparabel beschädigt"

Der Bundesumweltminister Norbert Röttgen musste sich bei Außenminister Guido Westerwelle entschuldigen. Eine beleidigte FDP kann er nicht gebrauchen. Ein Porträt.

Von Hans Monath

Kein Mensch macht gerne einen Kotau. Wenn aber eine Entschuldigung nötig wird, erledigt man sie gern diskret. Diese Möglichkeit stand Norbert Röttgen (CDU) nicht mehr zur Verfügung, als er nun das Haupt vor Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP) beugen musste. Dass der Umweltminister sich am Donnerstagabend beim Außenminister entschuldigt hat, bestätigte seine Sprecherin tags darauf ganz offiziell.

Der smarte und meist höfliche Minister hatte ausgerechnet zu einem Zeitpunkt Streit in die Regierung getragen, da sie mit wichtigen Entscheidungen wieder Boden unter die Füße bekommen will. Röttgen bekräftigte am Rande eines CDU-Festes die Klagen eines Anhängers. Die FDP liege nicht zufällig bei vier Prozent, sagte der Minister. „Ich halte den Westerwelle für irreparabel beschädigt.“

Vorab-Exemplare des Magazins „Stern“, das den Dialog aufgeschrieben hatte, kursierten schon am Mittwoch. Sofort nach Lektüre versuchte Röttgen Westerwelle zu erreichen. Doch der Außenminister ließ sich Zeit: Da die bösen Worte schon in der Welt waren, wollte er eine öffentliche Entschuldigung. Erst am Donnerstagabend – Westerwelle weilte in Malta – erreichte Röttgen den Kabinettskollegen, der in Stilfragen extrem empfindlich ist. Eine Ehrenerklärung musste her: Röttgen ließ am Freitag ausrichten, dass er Westerwelle außerordentlich schätze. Damit sei die Angelegenheit für den Außenminister ausgeräumt, sagte dessen Sprecher knapp.

Eine beleidigte FDP kann Röttgen momentan überhaupt nicht gebrauchen. Schon lange unterstellen die Liberalen dem 45-Jährigen, er würde sie als Koalitionspartner gern gegen die Grünen eintauschen. Und in der Endphase der Verhandlungen über den Atomausstieg ist Röttgen auf Kompromissbereitschaft der FDP angewiesen. Während er auf eine möglichst knappe Laufzeitverlängerung pocht, wollen die Liberalen Kernkraftwerke mehr als zehn Jahre länger am Netz lassen. Auch im Kampf um den vakanten Vorsitz der NRW-CDU dürfte der peinliche Lapsus Röttgen eher schaden. Vom Ausgang beider Auseinandersetzung hängt aber ab, ob der ehrgeizige Röttgen auf dem Weg zu höheren Ämtern vorankommt. In der CDU trägt der Jurist wegen seiner Nähe zu Merkel und seines scharfen Intellekts den Spitznamen „Muttis Klügster“. Doch auch die Kanzlerin soll über die Worte ihres Nachfolgers im Umweltministerium sehr verärgert gewesen sein.

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