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UN-Generalsekretär Ban Ki Moon: "Ich bin der unsichtbare Mann"

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon will sich für eine zweite Amtszeit bewerben und die Weltgemeinschaft bis 2016 führen. Seine Wiederwahl bezweifelt niemand. An der Erfolgsbilanz des Koreaners kann es kaum liegen.

Ein Karrierediplomat mit leisem Tritt und weichem Händedruck, so wurde Ban Ki Moon porträtiert, als er 2007 als erster Asiate nach mehr als dreißig Jahren sein Amt an der Spitze der Vereinten Nationen antrat. Als Kandidat der Bush-Regierung, der sich vom Zeigefinger-Gestus des Vorgängers Kofi Annan abheben sollte, kein Moralapostel mehr. Tatsächlich, die Todesstrafe galt Ban plötzlich wieder als innere Angelegenheit, ein Affront gegen weltgemeinschaftliche Prinzipien. Ausdrücklich betrauerte er zudem die US-Opfer im Irak. Einer also, der die UN nur im Dienst der großen Mächte sieht? Jetzt will sich der Generalsekretär für eine zweite Amtszeit bewerben und die Weltgemeinschaft bis 2016 führen. Seine Wiederwahl bezweifelt niemand.

Die Erfolgsbilanz des Koreaners kann es kaum sein. An der unbewältigten Darfur-Krise wollte er sich messen lassen, der Nahe Osten ist die kriegerische Baustelle, die er immer war, Iran fasste Ban nie hart an. „Ich bin bekannt als der unsichtbare Mann“, sagt er von sich, und das ist er auch im aktuellsten Engagement, der Attacke gegen Gaddafi. Sollte er es nicht so gewollt haben, er hat es zumindest so weit kommen lassen: Regimewechsel und Schutzverantwortung, vor anderthalb Jahrzehnten undenkbare Missionen, nunmehr sollen sie zur Agenda der UN zählen. Ban sagt dazu jetzt nur noch so leise wie deutlich, er wünsche einen Waffenstillstand und eine politische Lösung, und zwar sofort. Doch zuvor hatte er mitgewirkt, China und Russland zu gewinnen. Er muss gewusst haben, was kommt.

Ein bescheidener Auftritt sagt nichts über große Visionen, meint Ban, an die konfuzianische Tugendlehre erinnernd: Von den Menschen verkannt zu werden, ohne sich zu grämen, das zeichnet den Edlen aus. Noch nie traten die UN so entschieden und so moralisch in einem sensiblen inneren Konflikt auf wie jetzt in Libyen. Ein Experiment mit offenem Ausgang. Ban führt es mit an. Möglicherweise verändern Diplomaten die Welt doch.

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