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Meinung: Unpassende Revolution

HOMOSEXUELLEN-URTEIL IN DEN USA

In den Vereinigten Staaten ist der Geschlechtsverkehr, den zwei erwachsene Homosexuelle im gegenseitigen Einverständnis vollziehen, nicht mehr länger verboten. Die Intimsphäre aller Menschen wird künftig geachtet. Donnerwetter, was für ein Fortschritt! So möchte man das jüngste Urteil des Obersten Gerichts etwas sarkastisch kommentieren. Doch Spott beiseite: Die Entscheidung ist tatsächlich revolutionär. Sie beendet nicht nur ein paar GesetzesKuriositäten in christlich-konservativ geprägten US-Bundesstaaten. Sondern ihre Wirkung geht weit darüber hinaus. Wenn es um das private Glück der Menschen geht, darf die Mehrheitsmoral, das steht in der Begründung des Urteils, nicht alleiniger Maßstab für die Rechte der Minderheiten sein. Bald also wird Amerika über Adoptionsfragen und die Legalisierung der Homo-Ehe diskutieren müssen. Präsident George W. Bush kommt diese Debatte höchst ungelegen. Ein wichtiger Teil seiner Klientel, die evangelikalen Prediger aus dem Mittleren Westen, tobt über die Liberalisierung. Zwei Drittel der Amerikaner befürworten sie jedoch. Bald beginnt der Wahlkampf. Und irgendwie wird Bush sich äußern müssen. Womöglich tritt ein Oberrichter demnächst auch ab. Dann wird Bush einen Nachfolger finden müssen. Die Konservativen brüllen: Nimm einen von uns! Die Liberalen ringen warnend ihre Hände. Lange Zeit dachte man, Bush werde ganz sicher wiedergewählt. Langsam kommt zumindest Spannung auf. mal

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