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Joachim Meisner: "Unsere Hoffnung für euch steht fest"

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der neue Bischof von Berlin Rainer Maria Woelki stehen sich nahe - sowohl persönlich als auch in ihrer Glaubenshaltung. Ein Porträt.

Sie wollten ihn nicht. Das traditionell liberale Kölner Domkapitel leistete lange Widerstand, es wählte ihn dann nach ewigem Hin und Her mit sechs Stimmen bei zehn Enthaltungen. Eine Geschichte im „Hillije Kölle“, im heiligen Köln, besagt, dass Joachim Meisner bei der Amtseinführung 1989 die Grabkammer im Dom mit Worten voller Hintersinn gezeigt worden sein soll: „Und hier, Herr Kardinal, kommen Sie zu liejen.“

Wie gesagt, nur eine Geschichte in der an Geschichte reichen Stadt, einer der wohlhabendsten Diözesen der Welt, der wichtigsten nach Rom, darum „Rom des Nordens“ genannt. Die Priesterausbildung in Asien, nur als Beispiel, wird mit Kölner Geld gezahlt. Wer hier Erzbischof ist, der zählt schon qua Amt in der katholischen Kirche, in Deutschland und weltweit. Joachim Meisner, ein Spätberufener, gebürtig aus Breslau, zählt noch mehr, ist er doch der, der dem Bild vom fundamentalen Katholiken am nächsten kommt – und dem Geltung verschafft.

Die jüngsten Bischofsernennungen in Deutschland sind ganz nach seinen Vorstellungen, so auch Rainer Maria Woelki, sein langjähriger Geheimsekretär. Woelki verbreitet Meisners Denken. Im Kölner „Domradio“ sagte Woelki zur Frage nach der Zukunft der Kirche, sie werde sich auf das Wesentliche zurückführen lassen und „ein ganz entschiedenes Christentum“ leben müssen: „Das, was jetzt noch Fassade ist, wird dann weggebrochen sein.“ In eine Haltung übersetzt heißt das: Weniger sind mehr. Hierin findet sich Meisners Credo. Es wird jetzt auch wieder in Berlin gelten, wo er vor seiner Zeit in Köln Bischof war. Dazu gehört eine harte Haltung gegen Homosexualität, gegen Schwangerschaftsabbrüche, gegen alles, was den Glauben weich erscheinen lassen könnte.

Sein Rücktrittsangebot aus Altersgründen – mit 75 ist das Angebot Pflicht – hat der Papst selbstverständlich nicht angenommen. Selbstverständlich, weil es maßgeblich der Kölner Kardinal war, der Joseph Ratzinger zu dem machte, was er heute ist. Er hatte die wichtigsten Gespräche schon geführt, als die Vertreter der liberalen Fraktion wie Kardinal Karl Lehmann aus Mainz erst in Rom ankamen. Mag der damalige Kardinal Ratzinger sich gewünscht haben, dass der Kelch an ihm vorübergehe, Meisner sah in ihm den rechten Mann. Der katholische Weltjugendtag in Köln erlebte denn auch zwei einander verbundene Glaubensbrüder. Das gilt, mit kleineren Einschränkungen, auch für Meisner und Woelki.

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