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USA-Russland-Gipfel: Einer braucht den anderen

Nach traditionellen Maßstäben wäre es das Megaereignis des Wochenendes: Russlands Herrscher zu Gast beim US-Präsidenten.

Nach traditionellen Maßstäben wäre es das Megaereignis des Wochenendes: Russlands Herrscher zu Gast beim US-Präsidenten. Über Jahrzehnte waren sie die mächtigsten Männer der Erde, Herren über Krieg und Frieden. Doch an diesem Gipfel zeigt die Welt nur mäßiges Interesse. Es gäbe gute Gründe für Neugier: Streit um die Raketenabwehr, Umgang mit Iran, Zukunft des Kosovo, dazu der Ort des Gipfels – nach Kennebunkport, den Sommerfamiliensitz, hat Bush noch keinen Staatsgast eingeladen. Bedeutet die Gunst, die beiden wollen wieder miteinander, so wie einst, als Bush behauptete, er habe Putin in die Seele geblickt und einen Partner gefunden? In München hatte der Kremlherr noch mit neuem Kalten Krieg gedroht. In Umfragen sind sie die zwei meistgehassten Staatsmänner, innenpolitisch zudem „lame ducks“, da ihr Amtsende naht. International hängen noch immer Krieg oder Frieden von ihnen ab, freilich anders als in der bipolaren Welt des Kalten Kriegs. Es liegt noch in ihrer Macht, Stellvertreterkriege anzuzetteln und zu schüren, doch nicht mehr, sie verlässlich zu beenden. Die Welt ist multipolar, chaotisch, weniger kontrollierbar geworden. Das macht ihre Kooperation umso nötiger. Das immerhin hat Bush verstanden. Und zahlt den Preis: über Putins Verbrechen zu schweigen. cvm

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