zum Hauptinhalt

Meinung: „Verampelte Ortsinnenlagen und umwegige Überlandstrecken“

„BVV Pankow will keinen neuen Autobahnanschluss“ vom 12. Dezember Einige wenige brauchen tatsächlich keinen Autobahnanschluss in Buch an den Berliner Ring, denn sie haben das persönliche Glück, den größten Klinikstandort Berlins vor der eigenen Haustür zu haben oder den Arbeitsplatz auf kurzem Weg erreichen zu können.

„BVV Pankow will keinen neuen Autobahnanschluss“ vom 12. Dezember

Einige wenige brauchen tatsächlich keinen Autobahnanschluss in Buch an den Berliner Ring, denn sie haben das persönliche Glück, den größten Klinikstandort Berlins vor der eigenen Haustür zu haben oder den Arbeitsplatz auf kurzem Weg erreichen zu können. Alle Auswärtigen – Patienten, Berufspendler, Liefer- und Kundenverkehr – mögen sich zügig und geräuschlos verhalten und der Empfehlung der Anschlussgegner (Bezirks-

SPD, Grüne und Linke) Folge leisten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, der

Regionalbahn, dem Fahrrad oder zu Fuß nach Buch zu kommen. Die Optimierung dieser Möglichkeiten sind nach Auffassung der Anschlussgegner das Allheilmittel für die schlechte Anbindung Buchs. Tatsache ist, dass Buch täglich Ziel tausender Menschen aus verschiedensten Gründen ist. Buch ist Klinik-, Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsstandort zugleich. Einige Bucher und Karower erkennen Buch nicht in seiner Funktion als Berliner Multi-Standort, weil der Bezug fehlt. Selbst der Bürgermeister (Köhne, SPD) verlacht abfällig seinen Ausnahmestandort im Bezirk, obgleich es ihm schwerfallen wird, in den anderen zwölf Pankower Ortsteilen vergleichbares an Hochklassigkeit, Internationalität und Wirtschaftskraft zu finden. Im Dezember 2013 haben sich dann auch SPD, Grüne und Linke des Bezirkes Pankow im Schulterschluss darauf geeinigt, sich gegen den Anschluss Buchs an den Berliner Ring zu entscheiden. Ob damit die Sache für immer vom Tisch ist, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall erschwert dieser Beschluss das Projekt ganz erheblich, denn die endgültige Entscheidung fällt im Abgeordnetenhaus. Tenor der Verhinderungsparteien war, dass Buch, wenn auch problematisch, aber immerhin doch erreichbar sei. Fünf Strecken stünden zur Verfügung; zwei weitere neue Straßen würden im Jahr 2025 hinzukommen, um den Verkehrsknoten zu lösen. Der Blick ins Navigationssystem wäre für jeden zumutbar, ebenso der tägliche Korso durch die verampelten Ortsinnenlagen und umwegigen Überlandstrecken. Daher verwundert auch nicht, dass der Entscheidung eine Beschlussvorlage zugrunde liegt, in der Buch als Klinikstandort keine Erwähnung findet. Der Fakt, dass Menschen in einer Situation krankheitsbedingter Aufregung mit einer unverfehlbaren Adresse (Berliner Ring, Abfahrt Buch) auf dem Weg ins Krankenhaus die erste Hilfe zukommt, wird schlicht ausgeblendet. Auch Behinderungen durch beschrankte Bahnübergänge, egal für wen, und wenn es die vielen Rettungswagen sind, sind für die Pankower Bezirkspolitiker kein Thema.

Wirtschaftsverkehren wird der direkte Zugang auf kurzem Weg an das überregionale Straßennetz bewusst verwehrt. Man stelle sich einmal vor, dass es zwischen Grenzallee und Schönefeld keine Anschlussstellen gäbe? Wohl unvorstellbar. Hätte sich Adlershof in den letzten Jahren so entwickeln können, wenn nicht wesentliche Effekte von der optimalen Verkehrsanbindung ausgegangen wären? Wie würde es zwischen Jakob-

Kaiser-Platz und Hohenzollerndamm aussehen ohne Anschlussstellen?

Undenkbar.

Welches Garderobengespräch im Vorfeld für das Lancieren dieses Beschlusses gegen den Autobahnanschluss es auch gegeben hat, es hat den Standort Buch und seine täglichen Adressaten benutzt und schwer beschädigt. Insbesondere der Wortbruch der SPD ist skandalös. Laut Koalitionsvertrag wollen SPD und CDU Buch als Berliner Leuchtturmstandort mit einer Direktanbindung an die A10 unterstützen. Die CDU ist nun zum Alleinkämpfer geworden. Im Bundestagswahlkampf posaunte die SPD: „Vorfahrt für Infrastrukturprojekte“; in praxi nur heiße Luft. Klaus Mindrup – Pankower SPD-Kandidat für die Bundestagswahl –, erklärter Gegner des Autobahnanschlusses, sitzt nun mit drittklassigem Wahlergebnis im Bundestag und lässt sich aalglatt auf Kosten des Steuerzahlers mit dem Fahrdienst des Deutschen Bundestags zu Ausschusssitzungen ins Bezirksamt kutschieren. Die Grünen sind völlig von der Rolle und haben sich von der SPD einfangen lassen. Straßenneubau ist nun das neue grüne Thema (drei Kilometer neue Straße neben einer sechsspurigen Autobahn). Eigentlich wäre der Autobahnanschluss ein strahlend grünes Projekt, denn schlussendlich handelt es sich um die Optimierung und Ertüchtigung einer bestehenden Straße. Auch hier hat der Opportunismus gesiegt. Allein die Linken handeln linientreu und setzen sich erwartungsgemäß dafür ein, was nicht mit Lohn und Brot zu tun hat. Wir wollen hoffen und davon ausgehen, dass sich die Entscheider im Abgeordnetenhaus an den geltenden Koalitionsvertrag halten und Buch die gleiche verkehrliche Unterstützung zukommen lassen wie dem Campus Adlershof und dem Euref-Campus in Schöneberg.

Silke Langmacker, Mitglied im

„Bündnis für Buch“, Berlin-Buch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false