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Meinung: Vergessenes Kulturgut

„Berlin lässt seine Denkmäler verrotten“ vom 22. Mai Es drängt sich die Frage auf, ob unsere Stadt immer geschichtsloser wird, wenn Denkmäler vor sich hingammeln.

„Berlin lässt seine Denkmäler verrotten“ vom 22. Mai

Es drängt sich die Frage auf, ob unsere Stadt immer geschichtsloser wird, wenn Denkmäler vor sich hingammeln. Besonders augenfällig ist das im sozialen Brennpunkt der Hasenheide, wo das Jahn-

Denkmal nun seit Jahren Verfall und Vandalismus ausgesetzt wird. Im Juni steht das international bedeutende Jubiläum „200 Jahre Hasenheide“ an, Geburtsstunde des Weltsports. Das auf 130 aus allen Ländern der Welt von 1861 bis 1872 nach Berlin geschleppten Steinen stehende Denkmal des Turnvaters bietet da ein trauriges Bild. Zerstörte Inschriften, abgebrochen die Steinbeile aus dem Bodensee, bröckelnd die Platten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg oder die von Turnern eingesandte Spitze des Zuckerhutes aus Rio. Das „Weltkulturerbe des Sports“ geht zu Bruch, da helfen auch keine Schönheitsreparaturen.

Kein Wunder, wenn sich der Regierende Bürgermeister dort nicht sehen lässt, während seine berühmten Amtsvorgänger Ernst Reuter und Willy Brandt am Jahn-Denkmal einst die Verdienste der Turner um Einheit und Freiheit hochhielten. Alle Bitten, das historische Erbe nun zum Jubiläum durch Ausstellungen zur Hasenheide und zur Denkmalsrenovierung aus dem Landeshaushalt oder über Lotto vorzeigbar zu machen, sind im Dezember 2010 abgelehnt worden.

Und das in einer Stadt, in der Millionen in die Förderung der Hoch- und Eventkultur fließen, während die „Alltagskultur“ und ihre Denkmäler schlichtweg von der Politik vergessen werden.

Manfred Nippe, Berlin-Hermsdorf

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