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Verlagserbe Konstantin Neven DuMont: "Keiner weiß, wer der Chef ist"

Konstantin Neven Dumont war auserkoren, das Erbe des drittgrößten Zeitungsverlags in Deutschland anzutreten, doch laut Insidern ist er längst entmachtet. Sein Vater Alfred steht vor der Herausforderung, ob er die Macht an Manager delegiert oder seinen Drittgeborenen herrschen lässt.

Aus der Ferne sieht es sich an wie ein Stück aus dem Kölner Karneval, tatsächlich ist es ein Drama, das in Köln gespielt wird. Es geht um die Zukunft des Verlags M. DuMont Schauberg (MDS), zu dem Tageszeitungen wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“, die „Berliner Zeitung“ und die „Frankfurter Rundschau“ gehören. Konstantin Neven Dumont war auserkoren, das Erbe des drittgrößten Zeitungsverlags in Deutschland anzutreten. Der 41-Jährige steht in einer langen Traditionslinie. Zwölf Generationen vor ihm, im Jahr 1805, erwarb Marcus DuMont die „Kölnische Zeitung“. Der Verlag wuchs und gedieh, aber erst Konstantins Vater, Alfred Neven DuMont, hat aus dem Kölner Zeitungshaus ein nationales Medienunternehmen gemacht. Sein ältester Sohn Markus starb 1995, Tochter Isabella, ein Jahr älter als Konstantin, hat keinen Ehrgeiz im Verlagsgeschäft gezeigt. Der 83-jährige Neven DuMont, geachteter wie gefürchteter Verleger alten Schlages, hat als Aufsichtsratschef unverändert das Sagen.

Konstantin Neven DuMont arbeitet seit 15 Jahren im Familienunternehmen, er ist Vorstand für Strategie und Herausgeber mehrerer Blätter. Nach offizieller Sprachregelung ruhen seine Aufgaben, Insider sagen, er ist längst Ex-Vorstand und Ex-Herausgeber. Der setzt sich zur Wehr, sagt „Bild“, er lasse sich nicht abschießen, dem „Focus“ sagt er, sein Vater blicke „bei der Digitalisierung und den nötigen Geschäftsmodellen nicht so richtig durch“. Der Erbfolgekrieg im MDS-Reich ist entbrannt, das Machtvakuum offensichtlich. „Keiner weiß, wer der Chef ist“, sagt der Sohn. „Jeder macht, was er will.“

Konstantin Neven DuMont trägt sein Herz auf der rheinischen Zunge. Keineswegs so unnahbar und auf Statusgrenzen bedacht wie sein Vater, ist er ein umgänglicher Typ. 2000 hat der Vater von vier Kindern den Karnevalsverein „Goldene Jungs“ mitgegründet, sein Büro hat er ökologisch korrekt ausstatten lassen. Bei seinem 40. Geburtstag sagte er, „ich stehe zu meinen Schwächen“. Die Zweifel sind immens gewachsen, ob der Kronprinz die Führungsstärken für ein Medienunternehmen in Zeiten des digitalen Umbruchs besitzt.

Je lauter der Junior die Übergabe einfordert und je heftiger er den Vater öffentlich attackiert, desto intensiver schweigt der Senior. Alfred Neven DuMont steht vor der Herausforderung, ob er über ein Stiftungsmodell die Macht an Manager delegiert und nur noch den Traditionsnamen bewahren will – oder seinen Drittgeborenen herrschen lässt. Joachim Huber

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