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Meinung: Verrettet

Gerhard Schröder hat Gefallen an der Siegerpose. Als Retter von Arbeitsplätzen feinen Bankern die Stirn zu bieten und raffgierigen Managern die Grenzen zu zeigen, macht Eindruck.

Gerhard Schröder hat Gefallen an der Siegerpose. Als Retter von Arbeitsplätzen feinen Bankern die Stirn zu bieten und raffgierigen Managern die Grenzen zu zeigen, macht Eindruck. Damals etwa, im winterlichen Frankfurt, jubelten ihm Tausende Bauarbeiter trotz eisigen Winds und Schneetreibens zu. Der Kanzler hat ihre Jobs gerettet: Philipp Holzmann geht nicht Konkurs, weil Schröder die Banken zusammengestaucht und den Herren im Nadenstreifen die Rettung des maroden Bauriesen verordnet hat. Schröder ließ sich feiern. Zwei Jahre später vergleichbare Szenen in Halle an der Saale. Wochenlang streikten Schlosser und Elektriker. Ihr Waggonbauwerk Ammendorf sollte dicht gemacht werden, weil der Technologiekonzern Bombardier seine Produktion in Europa radikal zusammenstreicht. Ostdeutsche Befindlichkeiten und Nöte waren den Herren aus dem fernen Kanada gleichgültig. Nicht dem Kanzler. Keine zwei Wochen brauchte der Holzmann-Retter, um die Kanadier davon zu überzeugen, dass die Deutsche Bahn mit milliardenschweren Aufträgen für Auslastung in Ammendorf sorgen wird. Schröder hat es mal wieder gerichtet. Und doch falsch kalkuliert: Holzmann liegt immer noch auf der Intensivstation. Auch in Ammendorf hat Schröder zu viel versprochen. Die Bahn wird sich hüten, Bombardier bei der Auftragsvergabe zu bevorzugen. Das Retter-Image zerbricht, ohne dass jemand den ordnungspolitischen Zeigefinger heben müsste.

fo

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