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Verstaatlichung: Ein falsches Wort

Vom Ausland aus gesehen, fällt es schwer, Deutschland zu verstehen. Briten und Amerikaner legen ihre Ideologien beiseite und handeln. Wir hingegen haben Angst vor einer möglichen Verstaatlichung.

Vom Ausland aus gesehen, fällt es schwer, Deutschland zu verstehen. In vielen Ländern krachen Banken, die überleben könnten, wenn sie sich, wie gewohnt, Kapital für laufende Geschäfte auf dem Markt leihen könnten. Der Markt funktioniert aber nicht mehr. Die Finanzkrise hat das Vertrauen der Banken untereinander getötet. Briten und Amerikaner werfen ihre Ideologien über Bord und handeln. Der Staat gibt das fehlende Kapital und übernimmt dafür Anteile, in Einzelfällen sogar die Mehrheit. Deutschland wälzt Bedenken gegen „Verstaatlichung“, das liegt auch an der eigenen Geschichte. Aber das Wort führt in die Irre. Es meint die Enteignung von Privatunternehmen und die Kollektivierung wie im Kommunismus. Doch derzeit ist von staatlichem Zwang keine Rede: Banken betteln um vorübergehende Staatshilfe, um zu überleben. Briten und Amerikaner erklären es ihren Bürgern positiv. Der Staat rettet so eine Grundversorgung für Unternehmer wie Privatleute. Und wenn es gut geht, kostet es nicht einmal. Er kann die Bankanteile, die er jetzt billig erwirbt, nach der Rettung mit Gewinn verkaufen, weil der Wert der Bank dann steigt. Die Bundesregierung hat so viel Angst vor dem historischen Kontext eines falschen Worts, dass sie es versäumt, ein richtiges dagegen zu setzen. cvm

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