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Meinung: Viel Nation, wenig Demokratie

SERBIEN ZWEI JAHRE NACH MILOSEVICS STURZ

Zwei Jahre nach Milosevics Sturz hat das neue Serbien den Glanz des Neubeginns verloren. Nur 55 Prozent der Wahlberechtigten gingen zur ersten Runde der Präsidentenwahl. Das Ergebnis hinterlässt gespaltene Gefühle. Die Stichwahl machen Jugoslawiens Staatsoberhaupt Vojislav Kostunica und Serbiens Vizepremier Miroljub Labus, ein Wirtschaftsreformer, unter sich aus – formal gesehen: zwei Demokraten. Der Ultranationalist Vojislav Seselj lag deutlich hinter ihnen. Aber fast ein Viertel der Wähler fand seine Hasstiraden anziehend. Diese Empfänglichkeit für Chauvinismus und die Wahlmüdigkeit sind alarmierende Signale dafür, wie unzufrieden und enttäuscht die Bevölkerung ist. Mit den ständigen Machtkämpfen zwischen den Nationalisten um Kostunica und den Proeuropäern um Premier Djindjic hat die Politik das Vertrauen der Menschen verspielt. Der Ausgang des Kräftemessens hängt von den Seselj-Anhängern ab, die wohl eher den Nationalisten Kostunica wählen – aber auch von den Nichtwählern: Wenn nicht genug Bürger an die Urnen gehen, muss die ganze Wahl wiederholt werden. Nach zehn Jahren Milosevic glaubten die Serben, ihr Leben werde nun besser. Doch die schmerzhaften Reformen, die überhaupt erst den Weg in eine bessere Zukunft öffnen, hat das Land noch nicht angepackt. gem

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