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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Ronald Reagan vermissen, sich über „Philae“ freuen, Jordanien durch Israel verteidigt sehen, Maschmeyer danken.

G-20-Gipfel in Australien: Wer regiert derzeit die Welt?

Bestimmt nicht Putin, auch wenn der seine Flugzeuge und Kriegsschiffe bis nach Australien schickt. Derweil verfällt zu Hause der Rubel zusammen mit dem Ölpreis, wütet die Kapitalflucht. Aber Putin regiert die Bühne. Kein westlicher Führer besitzt das taktische Geschick, die kaltblütige Fähigkeit unterhalb der Provokationsschwelle, eine Pokerpartie nach der anderen zu gewinnen. Er wird nach der Krim auch die Südostukraine abräumen. Er hat Obama gewogen – und für zu leicht befunden. Wo bleiben Reagan und George W., wenn wir sie brauchen? De Gaulle oder Thatcher wären auch nicht schlecht.

Sonde „Philae“ landet auf Komet „Tschuri“: Ist das wirklich so aufregend?

Nach zehn Jahren im All ohne Google Maps auf einem Kometen mit vier Kilometern Durchmesser zu landen, ist schon eine Leistung. Gern würde WmdW mit seinen Kolumnen ebenso treffsicher sein. Die EZB schießt Billionen ins Schwarze Loch der Finanzen und weiß nicht, wo die ankommen werden. Wenn Philae/Rosetta die gewünschten Daten zurücksenden, werden wir endlich wissen, wie bei uns Leben entstanden ist: durch den lieben Gott oder durch Kohle-Moleküle, die Kometen erdwärts transportiert haben.

Die IS-Glut entfacht immer mehr Feuer, etwa auch in Ägypten. Was passiert, wenn sie Jordanien erfasst?

Das wird nicht passieren. Die Haschemiten-Dynastie (erst Hussein, dann sein Sohn Abdallah) hat das Königreich mit kluger Hand regiert, obwohl sie anders als die Scheichs und die Sauds keinen Ölreichtum nutzen konnten, um das Volk ruhigzustellen. Und obwohl die Hälfte der Jordanier Palästinenser sind. Der Despotismus-Index in dieser konstitutionellen Monarchie ist relativ niedrig. Sollte es aber doch brenzlig werden, wird Israel wie so oft helfen. Amman und Jerusalem sind seit vierzig Jahren stille Verbündete.

Ein Wort zu Schröder/Maschmeyer ...

Alles Gute kommt aus Hannover, zum Beispiel die englischen Georgs I bis IV, ab 1714. Plus Viktoria. Im vorliegenden Fall ist es die enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Regierung und Wirtschaftsinteressen, die parteienübergreifend von Ernst Albrecht und Christian Wulff (CDU) bis zu Gerhard Schröder (SPD) gepflegt wurde. Hoch anzurechnen sei es Carsten M., dass er Rot-Grün unermüdlich bearbeitete, um die schlecht verkäufliche „Riester-Rente“ unters Volk zu bringen. So blühte das Gemeinwohl. Dass M. von der großzügigeren Provisionsbasis profitierte, ist unter dem weisen Spruch abzubuchen: „Du sollt dem dreschenden Ochsen nicht das Maul verbinden.“ Und zwei Millionen für das Schröder-Buch? Ein gerechter Ausgleich für die schlechte Bezahlung während der Amtszeit. Wissen Sie, wie teuer eine „Cohiba“ ist?

- Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: Malte Lehming

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