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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Im kleinen Kreis das Klima retten und sich an Hollywood erfreuen

Nach dem Klimagipfel von Kopenhagen: Wer hat die Welt gerettet?

Wurde sie gerettet? Die Frage nach dem Wer lässt sich in einer Mammutkonferenz wie der von Kopenhagen nie beantworten. Solche Events sind wie der polnische Sejm (Parlament) des 17. und 18. Jahrhunderts: Jeder hat ein Veto, alle Entscheidungen werden einstimmig gefällt. Logisch, dass zum Beispiel von 1736 bis 1763 überhaupt kein Reichstagsbeschluss gefasst wurde. Es wäre besser, das Klima im kleinen Kreise zu bearbeiten. Immerhin haben sich die Staaten auf ein Zwölf-Punkte- Grundsatzpapier geeinigt. Mehr darf man von einem Zwei-Wochen-Massenauflauf nicht erwarten.

Kundus-Affäre und kein Ende: Worum geht es überhaupt noch?

Erstens um einen klassischen politischen Skandal, der seit Watergate um die Frage kreist: Was hat er gewusst, und wann? Also nicht die Tat, sondern Vertuschung ist das eigentliche Staatsverbrechen. Hier ist die Frage: Wie weit nach oben? Manchmal wird die Spur bis ins Zentrum verfolgt, aber in Frankreich passiert das nie, bei Watergate hat es vom Einbruch bis zum Rauswurf Nixons über zwei Jahre gedauert. Zweitens um das Mediendrama „Helden und Schurken“. Kompliment an unser Gewerbe: Es hat nur ein paar Wochen gebraucht, um aus dem „Gutten“- den „Bösenberg“ zu machen. Drittens um ein sehr deutsches Post-Adolf-Thema: ob ein Soldat töten darf. Einem Krieger das Handwerk zu verbieten, ist so absurd wie der gefeierte Kellogg-Briand-Pakt von 1928, der den Krieg ächtete. Wir wissen, wie es weiterging.

Europas Richter stärken die Rechte von deutschen Gewaltverbrechern. Ein richtiges Urteil?

Verfahrensrechtlich hat der EuGH eher recht: Der Mann hatte während der Sicherheitsverwahrung eine Beamtin angegriffen. Man hätte ihm wegen des Verdachts des Mordversuches einen neuen Prozess anhängen müssen, nicht automatisch die Sicherheitsverwahrung verlängern dürfen, zumal solche zur Zeit seiner ursprünglichen Verurteilung (1986) auf zehn Jahre begrenzt war, seit 1998 aber für immer gelten kann. Das riecht im Falle des Reinhard M. nach einem rückwirkenden Gesetz, das in einem Rechtsstaat nicht sein darf.

Ein Wort zu Amerika ...

Der Film „Avatar“ hat am ersten Tag 27 Millionen Dollar eingespielt. Der Film basiert auf einer neuen 3-D-Technik; die Besucher können praktisch zwei Stunden lang darin „leben“. Kulturpessimisten werden angesichts realer Kriegs- und Klimaschocker wieder den Untergang des Abendlandes ausrufen: Ablenkung, Illusion, Selbstbetrug … Aber: Die legendären Hollywood-Produkte, die wir heute noch kennen, waren „ein paar schöne Stunden“ mitten in der Weltwirtschaftskrise.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: mal

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