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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Die Welt macht zu spät Konzessionen, hat die Mehrheit der weiblichen Wähler hinter sich und spielt wie ein Hunde-Baby.

Machtkampf in der Ukraine. Wer sitzt am längeren Hebel?

Das lässt sich ehrlicherweise nicht sagen. Theoretisch ist es das Janukowitsch-Regime, das die Gewaltmittel monopolisiert. Andererseits kann der Möchtegern-Diktator nicht den Achmadinedschad geben, der 2011 die „Grüne Revolution“ in Iran mit Geschick, Gewalt und Terror niederschlagen konnte. Der korrupten Kleptokratie in Kiew fehlt die Legitimität, welche die Islamisten in Iran immer noch hatten. Janukowitsch macht jetzt erst einmal das, was alle Despoten unter Druck machen – die Regierung umbauen. Aber in einer Revolution gilt immer: Die Konzession, die gestern noch die Lage hätte beruhigen können, reicht heute nicht mehr aus. Inzwischen hat der Aufruhr praktisch das ganze Land erreicht.

Nach den Friedengesprächen ist vor den Massakern. Alles beim Alten in Syrien?

Leider. Assad hat die Oberhand mit Hilfe seiner Armee, der iranischen Revolutionsgarden und der Hisbollah gewonnen. Und niemand – weder Amerika noch der Iran noch Russland – will, dass die Al-Qaida-Brigaden gewinnen. Gegen die ist Assad das geringere Übel. Das wahrscheinlichste Szenario ist die De-facto- Aufteilung Syriens in verschiedene Hochburgen, in denen sich die einzelnen Kampfgruppen verschanzen.

Hillary Clinton läuft sich warm für die Präsidentschaftskandidatur. Hat sie eine Chance?

Eine große. Wenn sie sich erklärt, wird wohl kein Demokrat in den Vorwahlen gegen sie antreten. Dann: Der beste Kandidat, den die Republikaner gegen sie aufbieten könnten, hat zwei Handicaps. Einmal hat Chris Christie, der hoch populäre Gouverneur von New Jersey, eine Machtmissbrauchs-Affäre am Hals. Zum zweiten ist er zu mittig und ostküstenmäßig für die hoch motivierten Radikalen, die in den Vorwahlen beider Parteien eher das Sagen haben. Schließlich: Als Frau könnte Clinton die Mehrheit der weiblichen Wähler für sich gewinnen (die Schwarzen, Hispanics und Juden haben die Demokraten sowieso in der Tasche). Allerdings sind solche Spekulationen müßig. Bis zum Wahltag sind es noch fast drei Jahre. Und es gilt das Gesetz: nicht zu früh den Finger heben.

Ein Wort zur GroKo …

Die Gazetten sind verzweifelt. Derzeit lassen sich keine interessanten Konflikte im Regierungslager ausmachen. Die beiden großen Parteien kämpfen wie Hunde-Babys: verspielt und ritualisiert. Selbst bei der Abschaffung des „Extremistenbeschlusses“ sind sie sich einig. Uns bleibt nur noch die CSU, die in beide Richtungen knurrt. Der Unterhaltungsfaktor der deutschen Politik schrumpft. Pack ma’s an, Horst Seehofer!

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“, Fragen: mos.

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