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VOM NETZ GENOMMEN: VOM NETZ GENOMMEN

Was in dieser Woche auf Tagesspiegel.de Thema war.

Seit Jahr und Tag ist es bei der Berichterstattung über den 1. Mai so, dass uns eine Seite Verharmlosung vorwirft und die andere, wir dramatisierten die Ereignisse oder würden sogar den Krawall herbeischreiben. Selbst wenn wir, wie in diesem Jahr, schreiben: „Auch die Nacht blieb weitgehend ruhig“, erhalten wir Reaktionen wie die von „joachimfritz“: „Enttäuscht. Die ungeduldige Bereitschaft, über Ausschreitungen und Krawalle zu berichten, war in jeder Nachrichtensendung spürbar.“ Da gibt es für uns nichts zu jammern, denn diese Wortmeldungen erinnern uns an die beiden Extreme, die unsere Berichterstattung vermeiden sollte. Ich möchte aber einmal loswerden, dass ich mich aufrichtig über den friedlichsten 1. Mai freue, den ich in Berlin bislang journalistisch begleitet habe. Und gleichzeitig über eine selbstbewusst demonstrierende und feiernde Zivilgesellschaft. Ich möchte die Gewalt, die es dennoch gab, nicht verharmlosen. Mir widerstrebt aber, ihr zu viel Bedeutung beizumessen. Dass wir uns selbst im Newsroom laufend unserer eigenen Kriterien aufs Neue vergewissern müssen, zeigt ein kleines, praktisches Beispiel. Wir haben die Überschrift eines Online-Aufmachers, die wir als dramatisierend empfanden, noch einmal geändert, als der Beitrag schon auf der Seite stand. Längst nicht alle Kollegen hielten das für nötig. Wir sind nämlich ganz selten alle einer Meinung. Persönlich irritiert mich allerdings, dass uns zugetraut wird, Krawall herbeizusehnen, weil es angeblich der Reichweite dient. Es ist mir ein Bedürfnis, diese Unterstellung zurückzuweisen. (mah)

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