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Meinung: Vom Schleiertanz zum Amoklauf

„Tickende Zeitbomben“ vom 18. Dezember Heimtückisch haben Frauen Erziehung und Bildung an sich gerissen.

„Tickende Zeitbomben“ vom 18. Dezember

Heimtückisch haben Frauen Erziehung und Bildung an sich gerissen. Ungehemmt rächen sie sich für Jahrhunderte der Unterdrückung: Sie füllen unschuldige Knaben mit Ritalin ab und zwingen sie zu unnatürlichem Verhalten: Schleiertanz statt Boxen, Befindlichkeitsanalyse statt erfrischender Prügeleien, Bienen malen statt Bienen vierteilen. Wie furchtbar. Wo bleibt Amnesty International? Wo bleibt der Aufschrei aller Männer?

Wie gut, dass es Walter Hollstein gibt. Er analysiert messerscharf, wie die Übermacht des Weibes wahre Männlichkeit kastriert und Heranwachsende zum Amoklauf treibt. Wie sonst soll sich ein junger Mann gegen Weiber wehren, die ihn domestizieren und kujonieren? Aber Hilfe ist möglich, Hilfe ist nah. Männer, erobert endlich euren Anteil an der Erziehung! Zu Hause, im Kindergarten, in der Schule! Seid euern Kindern Vorbild: intelligent, mutig, stark und empathisch! Erfüllt endlich eure gesellschaftlichen und sozialen Aufgaben, dann wird Feminismus völlig überflüssig …

Gabriele Frydrych, Berlin-Zehlendorf

Selten, dass ich mich bei meiner morgendlichen Lektüre aufrege. Aber der Artikel von Walter Hollstein über vermeintlich tickende Zeitbomben hat dies getan. Ich war versucht, die einzelnen Argumente des Herr Hollstein zu durchleuchten oder zu kommentieren. Aber der Mord an zwanzig Menschen und der Respekt und die Ehrfurcht vor den Toten verbietet dies geradezu.

Anhalten, innehalten, nachdenken und dann reden und streiten wir über mögliche Ursachen und über die gesellschaftliche Verantwortung für unsere Kinder. Aber erst dann – damit keine neuen Zeitbomben gezündet werden.

Hätte der Autor doch einfach mal nur die Klappe gehalten.

Ursula Meys, Berlin-Spandau

Warum also junge Männer zur Waffe greifen, erklärt uns Herr Hollstein: Jungen stecken im „Frauenkäfig“ und werden sozusagen erstickt, „zugeschüttet“ mit „weiblichen“ „Anpassungsforderungen“. Da folgert man glasklar und messerscharf, das fordert Notwehr! – Wirklich bombige Argumente!

Es enttäuscht mich sehr, wie es mich auch sehr verärgert, dass sich der Tagesspiegel in den Dunstkreis der simplifizierenden Argumentationen der Männerrechtler und Familienfundamentalisten begibt und einem Artikel von Walter Hollstein derart Raum gibt!

„Spätestens wenn, wie nach den Morden von Winnenden geschehen, Amokläufer zu Opfern des Feminismus erklärt werden, ist klarer Widerspruch nötig.“ (Thomas Gesterkamp, Geschlechterkampf von rechts, Friedrich-Ebert-Stiftung 2010).

Würden Sie bitte Frau Dr. Barbara Stiegler, Leiterin des Arbeitsbereiches Frauen- und Geschlechterforschung der FES oder Thomas Gesterkamp eine ebenso prominente Gegendarstellungsmöglichkeit geben, in der eine ehrliche geschlechterdemokratische Diskussion stattfindet und damit keinen eindimensionalen „Schein-Lösungen“ das Wort geredet wird. Wirkliche, umfassende Lösungsansätze wären jetzt wichtiger.

„Seit einigen Jahren finden Männerrechtler und Familienfundamentalisten deutlich mehr Resonanz in den Medien. Einzelfälle werden verallgemeinert und mit Verweis auf die Biologie wissenschaftlich kaum haltbare Thesen aufgestellt. Hier geht es darum, Gegenöffentlichkeit herzustellen, Aufklärungsarbeit zu leisten und Tarnungen aufzudecken.“ Diesen Sätzen von Thomas Gesterkamp kann ich mich nur anschließen.

Winnenden, das war 2009 und heute, das ist 2012. Und Autoren, wie Hollstein sind immer noch die Ersten, die um ihre Stellungnahme gebeten oder uns aufgedrängt werden? – Wie arm ist das denn?

Marlies Nagelsmann, Berlin

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