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Meinung: Vom Winde verweht

OSTDEUTSCHE SIND UNZUFRIEDEN

Aus allen Wolken sind wir noch nicht gefallen, immerhin aber schweben die Deutschen nicht mehr auf Wohlstandswolke sieben. Und was für die Westdeutschen allmählich gilt, das gilt für die Ostdeutschen allemal. Der Sozialreport 2004 bestätigt das Bild. Die Menschen zwischen Rügen und Erzgebirge sind unzufriedener denn je. Da ist schnell der Vorwurf vom ewigen Nörgelossi da. Doch auch anderswo würde hohe Dauerarbeitslosigkeit bei dauerhaft niedrigeren Einkommen das Gefühl aufkommen lassen, man habe sich in die falsche Schlange gestellt. Die Ostdeutschen sind ernüchtert und enttäuscht. Man könnte freilich auch sagen: Sie sind in der Realität angekommen. Und diese Realität ist nicht nur eine ostdeutsche, sondern eine gesamtdeutsche. Eine gesamtdeutsch schmerzhafte. Weil der Westen über seine Verhältnisse gelebt hat und der Osten diese Verhältnisse für die Normalität nahm. Die Erwartungen in den Sozialstaat, die Renten, die öffentlichen Leistungen – geprägt in einer Zeit, die vorerst nicht wiederkommt. Aber wie der Mensch so ist: Wenn verteilt wird, denkt er sozial; ist nichts zu verteilen, wird er zum Individualisten. Und so werden Reformen abgelehnt, die einen direkt treffen – deren Anliegen es aber ist, die Sozialsysteme weiterhin sozial zu gestalten. Die wiederum dafür sorgen, dass der Osten nicht in Armut versinkt. Nullrunden für Rentner zum Beispiel sind nicht grundsätzlich unsozial. afk

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