zum Hauptinhalt

Vorsorgeuntersuchungen: Der Arzt als Verkäufer

Hier eine Prophylaxe, dort eine Vorsorgeuntersuchung. Es ist höchste Zeit, dass die Krankenversicherten über den Nutzen solcher Leistungen informiert werden.

Der Doktor als Verkäufer – solche Schlagzeilen beschädigten das Ansehen des Arztberufs, ermahnte Jörg-Dietrich Hoppe beim letzten Ärztetag seine Kollegen. Der frühere Ärztepräsident sprach ein Thema an, das auch unter Medizinern umstritten ist: die „individuellen Gesundheitsleistungen“, abgekürzt Igel. Dabei geht es um Leistungen, die nicht zum festen Katalog der gesetzlichen Kassen gehören und für die in der Regel der Patient selbst zahlen muss. Etwa, wenn der Frauenarzt zur Krebsvorsorge die Eierstöcke per Ultraschall untersucht. Für viele Mediziner haben sich die Igel-Leistungen zu einem lukrativen Nebengeschäft entwickelt: Die Versicherten zahlen dafür geschätzt 1,5 Milliarden Euro im Jahr, Tendenz steigend. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hat einen Teil dieser Leistungen nun wissenschaftlich unter die Lupe genommen – mit erschreckendem Ergebnis: Viele Untersuchungen nutzen nichts, kritisieren die Experten. Manche können sogar schädlich sein. Weil Patienten verunsichert werden oder weil es im Extremfall bei einem Fehlalarm zu unnötigen Operationen kommt. Wer sich nicht vorwerfen lassen will, seine Patienten abzuzocken, sollte sie sorgfältig über Nutzen und Risiken von Igel-Leistungen aufklären – und ihnen Zeit zur Entscheidung lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false