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Wer nicht wählt, lebt verkehrt - oder so ähnlich.

© dpa

Wahlboykott und Bürgerpflicht: Wir Stimmabgeber

Es ist prima, wenn jemand am 22. September bei der Bundestagswahl nicht wählen geht. Denn das vergrößert das Stimmgewicht derjenigen, die wählen gehen.

Da gibt’s ja nun wieder welche, die sich für das Kreuzchengemache am 22. September zu fein sind. Ihre Stichworte lauten: Wahl als Qual, Leben in der Lethargokratie (Peter Sloterdijk), echte Alternativen fehlten ebenso wie glaubwürdige Politiker, programmatischer Einheitsbrei, zu große Probleme (von Euro-Krise bis zu globaler digitaler Datenabschöpfung). Und dann gibt’s wieder jene, die mit staatsbürgerlichem Verantwortungspathos dagegenhalten: Wählen als Bürgerpflicht, Verweigerung sei Arroganz gegenüber jenen Bürgerrechtlern, die ihr Leben für die Demokratie riskieren, Politik sei Kompromiss, und ein paar Unterschiede gäbe es zwischen Katja Kipping und Philipp Rösler durchaus. Viel Neues fördert die Debatte zwischen den miesepetrigen Ohnemichels und den gutgläubigen Mitmichels nicht zutage. Doch die Sache lässt sich auch pragmatisch betrachten: Jeder, der nicht wählen geht, vergrößert das Gewicht der Stimme desjenigen, der wählen geht. Ginge nur einer zur Wahl, würde er sie mit seiner Stimme ganz alleine entscheiden. Deshalb ist das Fernbleiben der Miesepeter für jeden eine gute Nachricht, der davon überzeugt ist, mit seiner Stimme etwas bewirken zu können. Aber das wissen natürlich auch die angeblichen Wahlboykotteure, weshalb ihre Ankündigung meist pure Heuchelei (oder Koketterie) ist. Sie hoffen auf Nachahmer – und machen ihre Kreuzchen insgeheim. Jede Wette.

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