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Wahlen im Irak: Warten auf Herkulesaufgaben

Die Menschen haben sich nicht einschüchtern lassen. Trotz Bomben und Raketen – Millionen Iraker warteten seit Sonntag acht Uhr mutig vor den 10.000 Wahllokalen. Zehn Stunden später hatte das Volk entschieden und hofft nun, mit seinem Votum ein Fundament für eine bessere Zukunft gelegt zu haben.

Denn auf Parlament und Regierung warten Herkulesaufgaben. Der Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes tritt auf der Stelle. Mit allen Nachbarländern gibt es Spannungen. Al Qaida will der jungen Demokratie das Rückgrat brechen. Saddam-Getreue gar träumen von einem Militärputsch. Und trotzdem: die erste wichtige Bewährungsprobe auf dem Weg in die volle Souveränität ist geschafft, der Wahltag – wenn auch unter zahlreichen Opfern – erfolgreich über die Bühne gebracht. Bis zur Bildung einer stabilen Regierung allerdings ist noch ein weiter Weg. Der ersten Abstimmung 2005 folgten fünf Monate Gezerre um die Macht - und am Ende der Absturz in zwei Jahre Gewalt und Bürgerkrieg. Auch diesmal haben sich beträchtliche politische Hypotheken angesammelt. Mit der Disqualifizierung von rund 500 sunnitischen und schiitischen Kandidaten konnten Ministerpräsident Nuri al Maliki und die religiös-schiitischen Parteien zwar kurzfristig ein paar populäre Konkurrenten aus dem Weg räumen. Fast allen potenziellen Koalitionspartnern aber haben sie damit schwer vor den Kopf gestoßen und jede Regierungsbildung von vorneherein belastet. Ein neuerliches Machtvakuum wie 2005 aber wird nicht nur die fragile Stabilität des Landes gefährden, sondern auch die Rückzugspläne von US-Präsident Barack Obama. Dem amerikanischen Volk hat er angekündigt, bis Ende August alle US-Kampftruppen nach Hause zu holen. Und auch nach dem gestrigen Wahlsonntag vermag niemand zu sagen, ob er dieses Versprechen einlösen kann.

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