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Crazy Horst im Glück und als Sieger. Die Union indes mit Angela Merkel könnte etwas Schlagseite bekommen.

© dpa

Wahlen in Bayern: Jetzt geht’s los

Das Votum der Bayern kurbelt den Bundestagswahlkampf noch einmal richtig an. Für Angela Merkel könnte das nicht frei von Turbulenzen werden.

Die Bayern sind ihrem Ruf, ein eigensinniges Volk zu sein, treu geblieben. Wo gibt es das sonst noch in demokratischen Regionen Europas, dass eine Partei die absolute Mehrheit erringt – und das in einem Bundesland, in dem sich immerhin inzwischen sechs etablierte Parteien gegenseitig die Wähler wegnehmen können, und da ist die AfD, weil sie in Bayern nicht antritt, noch nicht einmal mitgerechnet.

In jene Regionen, in die die CSU 1998 bei den Landtagswahlen hochgetragen wurde, zu satten 60,7 Prozent, wird sie zwar nie wieder kommen. Aber das war, als Edmund Stoiber seine Bayern zwei Wochen vor der Bundestagswahl zu einem Signal Richtung Berlin aufrief. Dies war übrigens ähnlich wie 2008, als die FDP in Bayern auf nie zuvor erreichte 8 Prozent kam. Da machte in Berlin eine große Koalition Politik.

Aus Bayern Richtung Bundeshauptstadt kommt für die letzte Woche Wahlkampf auf Bundesebene ein doppeltes Signal. Die Christlich-Soziale Union ist eine Macht, und der Mann an ihrer Spitze, Horst Seehofer, ist ein Mächtiger, einer, den die Kanzlerin ernst nehmen muss, der mit verstärktem Selbstbewusstsein auftreten wird. Und wer weiß, wie wenig schwach dieses Ego schon bislang ausgeprägt war, der ahnt, dass es, sollte Schwarz-Gelb im Bund weiter regieren können, für Angela Merkel nicht frei von Turbulenzen werden wird.

Denn wenn die FDP in einer Woche über die Fünf-Prozent- Schwelle kommt, und ein Mitleidszuschlag nach der Bayernschlappe könnte dazu beitragen: Es werden schwache Liberale sein, die keine kesse Lippe mehr riskieren können. Die CSU aber, selbst wenn sie bei der Bundestagswahl nicht ganz in jene Bereiche wie jetzt bei der Landtagswahl vorstoßen sollte, wird ihre Ansprüche anmelden, wird bayerische Politik im Bund durchsetzen wollen.

Dass das Thema Maut vom Tisch ist, sollte sich die Bundeskanzlerin bloß nicht einbilden, das finden übrigens auch die in Baden-Württemberg, obwohl derzeit Grün-Rot regiert, richtig, denn die müssen auch, wohin immer sie in Richtung Osten, Süden oder Westen fahren, für die Benutzung der Autobahnen zahlen.

Auch wenn die bayerische SPD den Kopf ein wenig aus dem Tal der Tränen herausstecken kann, in das sie bei der letzten Wahl mit grausam schlechten 18,6 Prozent gejagt wurde – ein Treibsatz für die lahme sozialdemokratische Wahlkampfmaschinerie auf Bundesebene ist das nicht. Und Peer Steinbrück kann ja schlecht im Wahlkampf seine Wähler auffordern, die SPD so stark zu machen, dass sie in einer großen Koalition nicht von der breitbrüstigen CSU untergebuttert wird. Wie in einem solchen Bündnis die Kraftverteilung zwischen der zögerlichen Bundeskanzlerin, dem von sich selbst überzeugten CSU-Chef in Bayern und dem auch nicht unter Mangel an Selbstwertgefühl krankenden Peer Steinbrück aussehen wird, kann man sich ausrechnen: In dieser Regierung würde es hoch hergehen.

Da müssen also die Liberalen noch einmal ranklotzen. Erklären, warum Bayern, wegen der Freien Wähler, eben etwas Besonderes sei. Und warum das Wahlvolk gerade deswegen die Brüderles, Röslers und Westerwelles stärken muss. Jetzt geht’s los, das steht fest. Die letzten Tage bis zum 22. September werden dramatisch.

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