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Meinung: Was eine Harke ist

GEMEINNÜTZIGE ARBEIT ALS STRAFE

Das Kabinett hat Brigitte Zypries’ Sanktionsreform gebilligt. Wenn der Bundestag zustimmt, werden wegen kleinerer Delikte Verurteilte nicht hinter Gitter müssen, sondern können auch zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert werden. Ist der Kleinkriminelle bei der Friedhofsgärtnerei wirklich besser aufgehoben als im Gefängnis? Strenge Rechner sagen, ja. Denn die Faustregel lautet: Je kürzer die Straftäter einsitzen, desto höher sind relativ die Verwaltungskosten. Es kann also viel Geld gespart werden. Doch das Haushaltsloch hat der Delinquent nicht verbrochen, und um Geld kann es bei Fragen von Schuld und Sühne allenfalls am Rande gehen. Was schützt die Gesellschaft besser? Wenn Täter schwitzen – oder wenn sie sitzen? Sitzen, so viel ist sicher, verhindert Rückfälle nicht. Schon ein paar Monate in der Justizvollzugsanstalt können den Häftling außerdem für lange Zeit stigmatisieren, Mitinsassen könnten ein verlockend schlechtes Vorbild sein – und die wenigsten Arbeitgeber werden den Verurteilten nach dem Absitzen der Strafe in den alten Job zurücklassen. „Schwitzen statt sitzen“, das mag plakativ klingen. Doch der Vorstoß der Justizministerin ist richtig. Gerade weil die gemeinnützige Arbeit auch nach Feierabend getan werden kann. Sichergestellt werden muss aber, dass der Verurteilte ausreichend beaufsichtigt wird. Wer sich nur auf die Harke stützt, der jätet nicht. Und Schwitzen muss sein. oom

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