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Meinung: Was macht die Welt?: Anschläge, Abschüsse und die Grenzen ökonomischer Vernunft

Wegen der Selbstmordanschläge in Israel bricht Regierungschef Ariel Scharon seinen bereits dritten Besuch bei Präsident George W. Bush ab.

Wegen der Selbstmordanschläge in Israel bricht Regierungschef Ariel Scharon seinen bereits dritten Besuch bei Präsident George W. Bush ab. Wäre es nicht an der Zeit, auch einmal Jassir Arafat einzuladen?

Eine pikante Situation. Die USA bombardieren das Taliban-Regime, weil es Terroristen beherbergt. Sie schießen gezielt auf Mullah Omar, den Führer der Taliban, und bin Laden, das Haupt des Al-Qaida-Netzwerkes. Aus gleichem Grund müssten sie eigentlich Arafat zum Abschuss frei geben, der auf jeden Fall Terrorgruppen wie Hamas und Dschihad beherbergt und sie wahrscheinlich auch instrumentalisiert. Doch murren sie jedes Mal, wenn die Israelis es ihnen gleich tun und palästinensische Chefterroristen umbringen oder Bodentruppen gegen Terrorhochburgen wie Dschenin einsetzen. Man muss daher annehmen, dass die USA den Widerspruch nicht all zu sehr dramatisieren wollen, indem sie Arafat ins Weiße Haus einladen.

Als sich die Sowjetunion vor zehn Jahren auflöste, wurde die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten gegründet. Kann die Integration Westeuropas ein Vorbild für die GUS sein?

Schwerlich, denn die Herren der GUS-Staaten wollten ja raus aus der Sowjetunion, die nichts anderes war als ein russisches Kolonialreich. Zweitens: Die Europäische Union ist ein Bund halbwegs gleichgewichtiger Staaten - zumindest der Großen Fünf: Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien. Bei der GUS gäbe es eine riesengroße Nummer Eins, Russland, das sich über zehn Zeitzonen erstreckt. Anders ausgedrückt: Es ist unvorstellbar, dass Moskau sich den anderen unterwirft - und umgekehrt. Oder ganz knapp: Würde ein Putin auf einen Prodi hören, den Präsidenten der EU-Kommission?

Am Dienstag treffen sich die verfeindeten Präsidenten der griechischen und der türkischen Zyprioten, Glafkos Klerides und Rauf Denktasch, erstmals seit vier Jahren. Lässt sich mit dem Lockmittel EU-Beitritt die Teilung der Insel überwinden?

Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Die T- und die G-Zyprioten leben seit 1974 so wie einst die W- und die O-Deutschen bis 1989: hinter Mauern und Stacheldraht. Sie hassen und fürchten einander aus ganzem Herzen, und hinter ihnen stehen zwei regionale Großmächte, nämlich die Türkei und Griechenland, die zusätzlich noch ganz andere Probleme miteinander haben. Zum Beispiel Territorialkonflikte in der Ägäis und die Erinnerung an 400 Jahre Türkenherrschaft über die Griechen. Was hilft da die wirtschaftliche Rationalität, die besagt, dass es beiden Volksgruppen unendlich besser ginge, wenn sie gemeinsam in die EU einträten?

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Ein kluger Leitartikel in der SZ vom Sonnabend hat eine denkwürdige Umkehrung der deutschen Rolle in der Welt beschrieben: Einst war die Republik ein wirtschaftlicher Riese und ein politischer Zwerg. Jetzt ist es umgekehrt: "Schlusslicht D" beim Wachstum, pseudokriegführende Partei in Afghanistan. Bloß: Ein wirtschaftspolitischer Zwerg wird nie ein politischer Riese sein.

Wegen der Selbstmordanschläge in Israel brich

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