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Meinung: Was macht die Welt?: Saudische Schutzgelder für Terroristen und Kanzler-Instinkte

Präsident Bush gibt den Taliban eine zweite Chance, Osama bin Laden auszuliefern. Soll Amerika dann die Luftangriffe einstellen?

Präsident Bush gibt den Taliban eine zweite Chance, Osama bin Laden auszuliefern. Soll Amerika dann die Luftangriffe einstellen?

Alle Anzeichen sprechen dagegen, dass die Taliban ("Koranschüler") auch nur daran denken, den Mann auszuliefern, der sich Afghanistan praktisch gekauft hat. Taliban und bin Laden sind zwei Gesichter des selben Phänomens; sie haben sich seit dem Krieg gegen die Sowjets (1979 - 1989) gegenseitig auf dem Weg an die Macht geholfen. Aber nehmen wir an, dass den Taliban das Hemd näher ist als der Rock. Was hülfe es, wenn allein der Kopf des Al-Qaida-Terrornetzwerkes ausgeliefert würde? Das ganze System muss ausgeschaltet werden - und damit auch das Taliban-Regime, das der siamesische Zwilling bin Ladens ist.

Präsident Bush droht andererseits mit einer Ausweitung des Kriegs auf weitere Staaten. Welche könnten das sein?

Die Liste der Staaten, die zumal in der Vergangenheit als Terror-Mäzene verdächtigt worden sind, ist leider sehr lang: Syrien, Libyen, Iran, Irak, Pakistan ... Auch Arafats PLO hat einiges auf dem Kerbholz (Stichwort: Münchner Olympiamassaker von 1972). Wenn dereinst die Geschichte des internationalen Terrors im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts geschrieben wird, wird auch Saudi-Arabien ein Kapitel gewidmet sein: Ohne saudische Schutzgeldzahlungen seit dem Sowjeteinmarsch in Afghanistan kein bin Laden. Nur: Schon diese Liste zeigt das mörderische Dilemma der USA. Riad kontrolliert ein Viertel der weltweiten Ölreserven, und Pakistan ist derzeit das wichtigste Sprungbrett für den Anti-Terror-Kampf in Afghanistan. Folglich: Amerika wird jetzt kaum alte Rechnungen begleichen wollen.

Für die Allianz gegen Terror müssen alle Staaten im Nahen Osten etwas tun, was gegen ihre politische Natur ist. Wann endlich gilt das auch für Israel?

Was soll Israel machen? Den Terror in seinen eigenen Städten ignorieren? Unter dem Druck des Terrors die Westbank räumen (die es nie hätte besetzen sollen)? Arafat hat mit dem Gewährenlassen von Hamas und Dschihad eine törichte Strategie gewählt. So hat er es geschafft, das Friedenslager in Israel zu diskreditieren. Aber das war nicht das erste Mal. Schon zweimal - in den israelischen Wahlen von 1996 und 2001 - hat der palästinensische Terror die Linken (Peres, Barak) weggebombt und den Rechten (Netanjahu, Scharon) zum Wahlsieg verholfen. Merke: Krieg kann man allein machen, Frieden nur zu zweit.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik...

Dieser Schröder! Der Juso-Agitator der 70er Jahre, den einst nur der Wille zur Macht trieb, hat sich als Kanzler entpuppt, der von Krise zu Krise zum Staatsmann heranwächst. Er hat nach dem 11. September die richtigen Instinkte ("uneingeschränkte Solidarität" mit den USA) gezeigt, und nun hat er ein "weiterentwickeltes Selbstverständnis deutscher Außenpolitik" verkündet, also die Bereitschaft zum militärischen Einsatz im Anti-Terror-Kampf. All dies aber ohne wilhelminische ("Wir sind wieder wer") Untertöne. So viel Instinktsicherheit hätte ihm noch vor zwei Jahren niemand zugetraut.

Präsident Bush gibt den Taliban eine zweite C

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