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Meinung: Was macht die Welt?: Streitende und liebende Ehepaare auf Inseln und anderswo

Die Waffenernte in Mazedonien klappt besser als erwartet, auch das Parlament will die politischen Zusagen an die Albaner wohl nach Plan erfüllen. Ist der Einsatz doch nicht so gefährlich?

Die Waffenernte in Mazedonien klappt besser als erwartet, auch das Parlament will die politischen Zusagen an die Albaner wohl nach Plan erfüllen. Ist der Einsatz doch nicht so gefährlich? Und reichen die dreißig Tage womöglich?

Das sind zunächst recht gute Nachrichten. Aber schweifen wir von der großen Politik ins Häusliche. Die Nachbarn haben die Polizei gerufen, weil der Vater die Mutter schlägt und die Kinder schreien. Die Polizisten nehmen dem Mann die Dachlatte ab; Mutter schwört, ihren Gatten nie mehr mit ihren Nörgeleien zu provozieren; die Büttel ziehen ab. Ende des Familienzwistes? Vielleicht. Doch im Keller liegen noch Baseballschläger, und niemand weiß, wieviel Wut und Angst noch in den Köpfen wabert. Folglich wäre es klüger, wenn die Nato-Macht bliebe, es sei denn, sie will immer wieder dreißig Tage lang einrücken.

Im Mittelpunkt der diesjährigen Botschafterkonferenz, die heute beginnt, stehen die neuen Kommunikationsmöglichkeiten. Macht "virtual diplomacy" den klassischen Botschafter überflüssig?

Der klassische Botschafter, etwa Benjamin Franklin im Paris des 18. Jahrhunderts oder Otto von Bismarck in Sankt Petersburg, ist schon lange perdu. Franklin konnte, ja musste monatelang alleine agieren - bis die Depeschen per Segelschiff aus Amerika eingetroffen waren. Heute greift der Regierungschef zum Telefon, um direkt mit seinem Gegenüber zu verhandeln. Oder er steigt in den Regierungsjet - daher die Pest der vielen Gipfel, die unseren Obersten keine Zeit mehr zum Regieren lassen. Der moderne Botschafter ist zum Chef für Public Relation und zum Lobbyisten geworden - und natürlich zum Quartiermacher für all die Politreisenden aus der Heimat, die allwöchentlich bei ihm einfallen.

Nach dem Gipfel von Nizza waren Franzosen und Deutsche in Europafragen zerstritten. Nun kommen Präsident Jacques Chirac und Premier Lionel Jospin nach Berlin. Was sollen Gerhard Schröder und Joschka Fischer ihnen anbieten, um die zäh laufende EU-Politik wieder in Fahrt zu bringen?

Die Frage müsste lauten: Was können sie den Franzosen anbieten? Die klassischen Konflikte zwischen den Freunden Frankreich und Deutschland lassen sich nur in Kompromisse einpacken. Die Franzosen wünschen sich einen dezidierteren anti-amerikanischen Kurs, dazu ein Europa, das etatistischen und sozialdemokratistischen Vorgaben gehorcht. Schröder aber will sowohl Amerika als auch die "Neue Mitte" pflegen; hinzu kommt, dass Deutschland die Osterweiterung der EU stärker puscht als Frankreich. Schließlich wollen die Franzosen mehr Nationalstaat, die Deutschen mehr Integration. Das erfordert kunstvolle Kompromiss- und Ausklammerpolitik.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Die hat nach der Absegnung des Mazedonien-Einsatzes durch den Bundestag schon mal eine peinliche Klippe umschifft. Jetzt muss sie mit dem Mallorca-Syndrom von Verteidigungsminister Scharping fertig werden, der nun auch noch auf Staatskosten auf die Liebesinsel geflogen ist. Vorschlag an Kanzler Schröder: Könnte er nicht seinen exzellenten PR-Stab an Scharping ausleihen? Und zwar nicht nur als Berater, sondern auch als Bewährungshelfer?

Die Waffenernte in Mazedonien klappt besser als er

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