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Meinung: Was Mozart nicht ahnte

Beim üblichen Gemecker über die Mediengesellschaft vergessen wir leicht, welche Möglichkeiten sie bietet. Mozart beispielsweise wäre nicht verarmt gestorben, sondern mit einem Enthüllungsbuch über Salieri, bekanntlich eine Art Dieter Bohlen des Rokoko, finanziell groß herausgekommen.

Beim üblichen Gemecker über die Mediengesellschaft vergessen wir leicht, welche Möglichkeiten sie bietet. Mozart beispielsweise wäre nicht verarmt gestorben, sondern mit einem Enthüllungsbuch über Salieri, bekanntlich eine Art Dieter Bohlen des Rokoko, finanziell groß herausgekommen. Er hätte dann zwar die JupiterSinfonie aus Zeitmangel möglicherweise nur als Streichquartett geschrieben und aus der Zauberflöte einen Tanzbodenknaller gemacht – aber das wüsste ja heute niemand mehr. Doch damals gab es keine Bücher mit Auflagen in Trilliardenhöhe, und so sanieren sich unsere Musiker erst heute durch das geschriebene Wort; Frank Farian, auch so einer, hat gerade den Anti-Bohlen angekündigt. Und ein anderer hat die Masche nur noch nicht entdeckt: Der Walzer-Titan André Rieu, der sich mit den Rolling Stones verwechselt hat und nun nach der Anschaffung von einem Schloss, zwei Flugzeugen und zwölf Mercedes-Trucks für seine Touren ein wenig klamm ist – vermutlich, weil alles, was er anfasst, unverzüglich zu eitel Schmalz zerfällt. Auch seine Lebenserinnerungen würden wir zwar nie im Leben lesen. Aber sie dürften ihn zweifellos eine Weile vom Geigen abhalten. Und das ist heute schon das Äußerste, was Literatur zu leisten vermag.

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