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Meinung: Weg vom Neid

„Die Kosten der Moral“ vom 13. Januar Malte Lehming bricht eine Lanze für Geringverdienende, welche gezwungen sind, moralisch fragwürdige, aber günstige Produkte zu kaufen, „um über die Runden zu kommen“.

„Die Kosten der Moral“ vom 13. Januar

Malte Lehming bricht eine Lanze für Geringverdienende, welche gezwungen sind, moralisch fragwürdige, aber günstige Produkte zu kaufen, „um über die Runden zu kommen“. Er beklagt, dass Geringverdienende von der elitären Seite dieser Gesellschaft, welche sich politisch korrekte Produkte leisten kann, als Mitschuldige an der Umweltverschmutzung und sozialen Ausbeutung in anderen Länder gebrandmarkt werden.

Erlauben Sie folgende Arbeitsthese: Alle Menschen, welche Produkte erwerben, die von Menschen unter schlechteren sozialen Bedingungen produziert wurden, machen sich der Ausbeutung schuldig, auch dann, wenn sie selbst Ausgebeutete sind. Diese These ist in ihrer schlichten Wahrheit radikal. Sie spiegelt das Drama unserer Zeit, in der sich niemand darauf ausruhen kann, zu den Besserverdienenden zu gehören und sich von der Schuld „freizukaufen“ oder zu den Armen einer reichen Gesellschaft zu gehören. Das Wesen der Ausbeutung ändert sich dadurch nicht.

Es geht eben nicht darum, dass wir Verständnis für die armen Armen entwickeln, sondern dass wir unsere innere Haltung hinterfragen. Dass wir uns anfangen zu fragen, was wir Menschen wirklich brauchen, in materieller, sozialer und geistiger Hinsicht. Erst wenn ich mich selbst auf den Weg aus der Neidgesellschaft mache, aus einer Gesellschaft, die den Menschen nach seinen materiellen Möglichkeiten bewertet, kann ich eigentlich wieder in den Spiegel schauen, unabhängig von meinem Einkommen und meinen Möglichkeiten.

Christine Nothacker, Berlin-Dahlem

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