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Meinung: Wehrdienst: Gerechtigkeit ist eine Frage der Definition

Ist Wehrgerechtigkeit eine berechenbare Größe? Ja.

Ist Wehrgerechtigkeit eine berechenbare Größe? Ja. Nein. Wenn es eine allgemeine Wehrpflicht gibt, müssen bei Vorliegen gleicher Voraussetzungen alle davon Betroffenen entweder eingezogen oder zurückgestellt werden. Schon jetzt aber kann es einem jungen Mann passieren, dass er dienen muss, obwohl ein anderer, der gleich gesund ist, ungezogen davon kommt, einfach deshalb, weil nicht alle gebraucht werden. Die Wehrgerechtigkeit gibt es - aber eben nur prinzipiell. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, wenn jedes Jahr statt bisher 105 000 nur noch 53 000 junge Männer eingezogen werden. Die Bundeswehr wird ihre Einberufungskriterien ändern, wird Wehrgerechtigkeit neu definieren müssen. Sie ist offensichtlich gerade dabei. Verheiratete sollen nicht mehr dienen müssen, Homosexuelle in eingetragener Partnerschaft auch nicht. Das mag der CDU-Wehrexperte Paul Breuer Stückwerk nennen. Vernünftig und naheliegend sind aber beide Maßnahmen, wenn auch aus völlig verschiedenen Gründen. Sie werden aber nicht ausreichen. Die Bundeswehr wird entweder ihre Tauglichkeitskriterien neu und härter definieren müssen - was unwahrscheinlich ist - oder einfach schärfere Maßstäbe an den Gesundheitszustand und die Belastbarkeit der Rekruten anlegen. Das ist dann eine neue, aber korrekt umschriebene Art von Wehrgerechtigkeit. Ob dahinter dann wirklich noch eine allgemeine Wehrpflicht steckt, ist eine ganz andere Frage.

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