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Meinung: Wenig Spielraum an der Spitze

Von Corinna Visser Kai-Uwe Ricke hat gekämpft und verloren. Vor allem das Vertrauen der Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre.

Von Corinna Visser Kai-Uwe Ricke hat gekämpft und verloren. Vor allem das Vertrauen der Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre. Allein im letzten Quartal haben mehr als 500 000 Kunden ihren Anschluss bei der Telekom abgemeldet. Die Mitarbeiter sind frustriert, weil über mehr als zehn Jahre hinweg per anno im Schnitt 10 000 Arbeitsplätze abgebaut wurden. Die Belegschaft hat auf Lohn verzichtet – und dennoch sind die Arbeitsplätze nicht sicherer geworden. Bis 2008 müssen noch einmal 32 000 Leute gehen, und niemand glaubt, dass das dann alles ist. Schließlich sind auch die Anteilseigner unzufrieden. Seit Rickes Antritt ist der Aktienkurs von etwas weniger als zwölf Euro gerade einmal auf etwas mehr 13 Euro gestiegen. Eine magere Bilanz. Was ist schiefgelaufen?

Ricke hat den Schuldenabbau konsequent betrieben und die Telekom damit überhaupt erst wieder handlungsfähig gemacht. Doch dann hat er an vielen Punkten zu spät reagiert – vor allem als es darum ging, die verschiedenen Sparten im Konzern zu Angeboten aus einem Guss zu bewegen. Den „Telekom-Vorteil“, den der Konzern jetzt massiv bewirbt – Festnetz, Internet und Mobilfunk aus einer Hand –, den hätte er viel früher herausarbeiten und vermarkten müssen. Auch wenn das jetzt geschieht, wird die Telekom auch künftig weiter massiv Kunden verlieren. Die Politik will es so, denn sie will mehr Wettbewerb auf einem Markt, den die Telekom immer noch beherrscht.

Auch zum weiteren Arbeitsplatzabbau gibt es keine Alternative. Der technische Fortschritt in der Telekommunikation macht viele Stellen überflüssig. Schließlich der Aktienkurs: Auch hier kann man Ricke vorwerfen, dass er zu wenig tat, um die Fantasie der Anleger zu beflügeln. Der neue Großaktionär Blackstone hat mit seinem Investment viel Geld verloren; das ist keine gute Werbung für die T-Aktie auf dem internationalen Parkett. Doch der größte Dämpfer für den Kurs ist und bleiben der immer noch hohe Staatsanteil und der erklärte Wille der Politik, sich von diesem trennen zu wollen. Der Staat ist größter Aktionär der Telekom, zugleich legt er aber auch die Regeln fest, nach denen die Telekom sich auf dem Markt bewegen soll. Auch der Nachfolger Rickes muss in diesem Spannungsfeld agieren. Der Spielraum an der Spitze bleibt bescheiden.

Seiten 1, 2 und 15

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