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Meinung: „Wenn das Tribunal …

… mich anklagt, nehme ich das erste Flugzeug nach Den Haag." Nicht nur einmal versicherte Ramush Haradinaj, einst UCK-Kämpfer und nun der neue Ministerpräsident des Kosovo, einer staunenden Öffentlichkeit, er werde keine Scheu vor seinen Richtern haben.

Von Caroline Fetscher

… mich anklagt, nehme ich das erste Flugzeug nach Den Haag."

Nicht nur einmal versicherte Ramush Haradinaj, einst UCK-Kämpfer und nun der neue Ministerpräsident des Kosovo, einer staunenden Öffentlichkeit, er werde keine Scheu vor seinen Richtern haben. Jung ist der Parteichef der „Allianz für die Zukunft Kosova“. Am 3. Juli 1968 kam er in dem Dörfchen Glodjane zur Welt, als diese im Tito-Jugoslawien noch in Ordnung war. Der Schulabgänger Ramush wollte Astronomie studieren. Heute angelt er nach den Sternen der Macht.

Haradinaj gehört zur Generation jener Kosovo-Albaner, die gegen Serbiens brutale Apartheidspolitik in der südlichen Provinz radikaler vorgehen wollten als der heutige Präsident Ibrahim Rugova, 60, der „Gandhi“ des Balkans. Nach dem Militärdienst in der Jugoslawischen Volksarmee lebte Haradinaj ab 1989 im Exil in der Westschweiz, wo er sich als Bodybuilder und Türsteher hervortat. Der Mann, der mit Anzug und Kragen wie verkleidet wirkt, heiratete eine finnische Hotelfachfrau, die er im Kanton Waadt kennen lernte, und griff ab 1998 für seine bedrängten Landsleute zur Waffe.

Als UCK-Kommandant verteidigte Haradinaj Kosovos Albaner im Krieg 1999 gegen serbische Marodeure. Zwei seiner Brüder fielen in Scharmützeln. In der Region Dukagjin soll der trainierte und untersetzte „Rebell und Volksheld“ Verbrechen gegen serbische Zivilisten verantwortet haben. Erst unlängst lud ihn die Chefanklägerin des Haager Tribunals, Carla del Ponte, zum „Gespräch“. Vermutet wird, dass gegen Haradinaj, der es mit Waffen- und Benzinschmuggel zu einem Vermögen gebracht haben soll und Villa wie Wagenpark in Pristina besitzt, am Tribunal Anklage erhoben wird.

Im Kosovo fiel Haradinaj auf, als Unmik-Soldaten ein Schweizer Sturmgewehr in seinem Kofferraum fanden, worauf er mit ihnen eine Schlägerei begann. Haradinaj ist inzwischen mit einer kosovo-albanischen Fernsehmoderatorin liiert, hat einen kleinen Sohn und große Pläne. Serbiens Regierung, die ein Dutzend gesuchter Kriegsverbrecher frei herumlaufen lässt, triumphiert angesichts der politischen Fehlentscheidung des kosovarischen Parlaments, das Haradinaj mit dem Segen der UN ins Amt gehoben hat. Zu befürchten ist nicht nur, dass die heikle Koalition zwischen der gemäßigten Rugova-Partei und dem Heißsporn Haradinaj von kurzer Dauer ist. Schlimmer noch: Dass es erneut üble Unruhen im Land gibt, sollte Den Haag tatsächlich nach Haradinaj rufen.

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