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Meinung: „Wenn nichts geschieht, …

… gefährdet man alles.“ Das Charisma eines Jürgen E.

… gefährdet man alles.“

Das Charisma eines Jürgen E. Schrempp hat Eckhard Cordes nicht. Auch nicht die Medientauglichkeit eines Dieter Zetsche, der sich auf dem Chrysler-Chefposten schon lange für die Schrempp-Nachfolge warm läuft. Trotzdem ist seit Donnerstag der Zweikampf um den Spitzenjob bei Daimler-Chrysler eröffnet. Und der wird in vier Jahren entschieden, wenn Schrempp abtritt. Jetzt darf Cordes erst einmal auf dem begehrtesten Posten, den die Automobilindustrie weltweit zu vergeben hat, Platz nehmen. Cordes wird Chef von Mercedes. Seine Chancen auf die Schrempp-Nachfolge gegen den Konkurrenten Zetsche sind damit um ein Vielfaches gestiegen. Schließlich symbolisiert der Stern die Kernmarke des deutsch-amerikanischen Konzerns. Und: Bei Mercedes wird das Geld verdient, das Schrempp und Kollegen auf den zahlreichen Baustellen des Konzerns verplempern. In den USA zum Beispiel. Chrysler hat Milliarden verschlungen. Oder in Japan, wo der Stuttgarter Autobauer erst vor wenigen Monaten und in letzter Minute die Notbremse gezogen hat.

Cordes gilt als einer der engsten Vertrauten Schrempps. Mit ihm ist er auch befreundet, und beide sind in zweiter Ehe jeweils mit einer Kollegin aus dem Konzern liiert. Beide sind zudem beim Daimler groß geworden – Cordes startete als Trainee vor 28 Jahren.

Das alles spricht für eine Fortsetzung der steilen Karriere des 53-jährigen Cordes bis in das Chefbüro von Daimler-Chrysler. Das alles könnte aber auch dagegen sprechen. Denn der bisherige Chef der unspektakulären Nutzfahrzeugsparte war an allen Abenteuern des Konzernchefs beteiligt.

Bei dem Deal zwischen Daimler-Benz und Chrysler Ende der 90er Jahre agierte Cordes als großer Stratege im Hintergrund. Seitdem gilt er als Mann für die heiklen Fälle. Und später, nach dem missglückten Einstieg bei Mitsubishi, zählte er zu den vehementen Verteidigern der Schrempp’schen Weltstrategie: Europa – Amerika – Asien. Ein Konzept, das inzwischen von vielen als gescheitert angesehen wird.

Für Cordes spricht vor allem seine Anpassungsfähigkeit. Die Lkw-Sparte bekam er in den Griff, obwohl sein dezenter, eher smarter Auftritt so gar nicht zum rauen Lkw-Geschäft passte. Unter seiner Regie wird mit Bussen und Lastwagen wieder Gewinn gemacht. Und für Mercedes fehlt ihm das „Benzin im Blut“, sagen Kritiker. Darauf wird Cordes das antworten, was er in solchen Situationen mit gekonntem Understatement zu sagen pflegt: „Meine Gedanken konzentrieren sich auf zwei Dinge, meine Familie und meine jetzige Arbeit.“

Dieter Fockenbrock

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