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Meinung: Wenn nur noch der Glaube hilft Von Dagmar Rosenfeld

Karstadt kämpft ums Überleben. Was das bedeutet, hat der Konzernvorstand gestern erstmals offen gesagt: Kaufhäuser werden geschlossen oder verkauft, Fachgeschäfte wie Wehmeyer und Sinn Leffers abgestoßen, tausende von Arbeitsplätzen müssen abgebaut werden.

Karstadt kämpft ums Überleben. Was das bedeutet, hat der Konzernvorstand gestern erstmals offen gesagt: Kaufhäuser werden geschlossen oder verkauft, Fachgeschäfte wie Wehmeyer und Sinn Leffers abgestoßen, tausende von Arbeitsplätzen müssen abgebaut werden. Der neue KarstadtChef Christoph Achenbach muss in Ordnung bringen, was seine Vorgänger durcheinander gebracht haben. Denn so wie es in einem Karstadt-Kaufhaus von allem etwas gibt, so ist heute der gesamte Konzern aufgestellt: hier eine Beteiligung an einem Fernsehsender, dort eine Fitnessstudiokette, eine Kooperation mit Starbucks, eine Beteiligung am ReisekonzernThomas Cook. Darunter liegt verschüttet, was Karstadt seine Kernkompetenz nennt: die Warenhäuser. Kernkompetenz – damit meint das Unternehmen den Geschäftsbereich, von dem es wirklich etwas versteht.

Aber wie funktioniert der Neuanfang? Nur wenn sich alle Beteiligten einig sind, sagt Achenbach. Das sind der Vorstand, der Aufsichtsrat und die Großaktionäre. Das sind vor allem aber auch die rund 100000 Mitarbeiter. Die aber hat Achenbach bislang nicht überzeugt. Wesentliche Teile seines Sanierungsprogramms sind gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat durchgesetzt worden. Die Gewerkschaft fürchtet, dass bis zu 30000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Diese Szenario ist nicht völlig abwegig: Viele der Arbeitsplätze bei den Filialen und Fachgeschäften, die jetzt in eine Auffanggesellschaft ausgegliedert werden, wird es in fünf Jahren nicht mehr geben. Schwierige Voraussetzungen, um die Wende zu schaffen. Achenbach weiß, dass Karstadt nur dann überleben wird, wenn die Mitarbeiter künftig nicht mehr von allem etwas verkaufen, sondern von dem Richtigen viel.

Für das richtige Sortiment muss Achenbach sorgen. Für die richtige Stimmung auch. Niemand kann von Mitarbeitern und Betriebsräten erwarten, dass sie Hurra schreien, wenn Entlassungen, Kürzungen und Ausgliederungen auf der Tagesordnung stehen. Aber wenn diejenigen, die bleiben können, an das neue Konzept glauben, ist schon ein wichtiger Schritt gelungen. Denn zuletzt haperte es bei Karstadt vor allem an Einem: an einer glaubwürdigen Perspektive für das Handelshaus.

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