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Meinung: Wenn viele mitrechnen

SCHIITEN FORDERN USA IM IRAK HERAUS

Immer wenn sich im Irak Großajatollah Ali al Sistani zu Wort meldet, werden die Amerikaner nervös. So wie letzte Woche, als der Schiitenführer den Auswahlmodus für den Nationalrat kritisierte, dem die Amerikaner bis zum 30. Juni die Macht übergeben wollen. Sistani will echte Wahlen und das schnell, um vor der Ausarbeitung einer Verfassung die schiitische Macht zu festigen. Und er lässt die Muskeln spielen: Erst Großdemonstrationen in Basra, dann die Drohung mit einer neuen Fatwa. Die Amerikaner sind aufgeschreckt und suchen nach Auswegen. Einen Aufstand der Schiiten gegen die Besatzungsmacht wollen sie nicht riskieren. Deshalb bittet die USRegierung nun die UN, sich am Auswahlverfahren für die Übergangsregierung zu beteiligen. Kofi Annan hat auch schon einen Brief an Sistani geschrieben, um den Großajatollah davon zu überzeugen, dass der Irak noch nicht reif ist für echte Wahlen. Schließlich gibt es bisher weder ein verlässliches Wahlregister noch ein Wahlgesetz. Sistanis Intervention zeigt, dass im Irak nun mit harten Bandagen um die Macht gekämpft wird. Die Forderungen der Kurden nach einem eigenen Staat werden immer lauter und auch die Sunniten beginnen, sich als Gruppe zu organisieren. All diese Interessen müssen die Amerikaner jetzt jonglieren – ohne es sich mit einer Gruppe endgültig zu verscherzen. clw

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