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Meinung: Wer Böses dabei denkt

Von Stephan-Andreas Casdorff

Eine Intrige? Nur weil es in der CDU den „Andenpakt“ jüngerer Politiker gibt, die es inzwischen zu etwas gebracht haben – Roland Koch, Ole von Beust, Matthias Wissmann und andere –, muss keiner glauben, die wollten gegen Angela Merkel putschen. Ja, richtig ist, dass gerade die Belastbarkeit Merkels getestet wird. Aber das wird bei einer Vorsitzenden immer so sein. Schon gar, wenn sie es auf der anderen Seite mit dem Männerverein CSU zu tun hat. Bei einem Mann an der Spitze der Schwester CDU wäre es übrigens auch nicht anders. Denn ist die CDU auch immer noch patriarchalisch, sie hat wenigstens versucht, von diesem Image wegzukommen. Bei der CSU hingegen scheint das geradezu zum Erbgut zu gehören. Was soll Frau schon wollen? In diesem Fall ist es klar: Sie will sich durchsetzen. Das passt manchen Herren nicht.

Ein Komplott der CSU ist es aber auch nicht. Denn so viele Verbündete hat sie in der CDU nicht mehr. Merz? Der ist sauer auf Edmund Stoiber. Schäuble? Der ist sehr vorsichtig bei Stoiber. Koch? Der ist zu sehr Christdemokrat und zu erfolgreich als Ministerpräsident, um sich von Stoiber dirigieren zu lassen. Für anderes ist die Zeit nicht reif. Wulff? Hat ganz andere Interessen. Er war es, der schon früh, auf längst vergessenen Parteitagen, an der Seite der Frauen stand. Und dass Seehofer Ränke schmieden könnte, mag man(n) glauben; nur erfolgreich gegen Merkel wird er in der CDU nicht sein. Es ist ja nicht so, als sei Seehofer der Darling dort.

Die CSU zeigt sich dermaßen bockbeinig, dass die Frage, wer sich am Ende durchsetzt, weit über die Sache hinauszuragen beginnt. Wenn aber inhaltliche Fragen – über deren Antworten man durchaus streiten kann und darf – zu Prestigefragen werden, dann ist das am Ende für keinen gut. Nicht für Stoiber, nicht für Merkel, nicht für die Sache. Es wird wirklich Zeit, dass sich noch einmal die Fachleute zusammensetzen und über das Trennende reden, dann allerdings auch die beiden Vorleute der Unionsparteien. Union ist, wie der Name schon sagt, eine gemeinsame Veranstaltung. Wer die Sache zu weit treibt, und das gilt im doppelten Wortsinn für beide Seiten, der muss wissen, dass am Ende nicht nur Uneinigkeit steht. Sondern dass dies alle Chancen kosten kann, im Jahr 2006 die rot-grüne Bundesregierung abzulösen. Noch anders gesagt: Wer immer die Machtfrage stellt, muss genau überlegen, wo er sie stellt, wem und wann. Die Macht in der Union zu haben reicht zu einem Sieg nicht.

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