zum Hauptinhalt

Meinung: Wer sich nicht traut, vertraut

Nun ist es also heraus: Das Kommando über die Afghanistan-Friedenstruppe soll die Türkei übernehmen, wenn die Briten den Oberbefehl in drei Monaten abgeben. Das klingt vernünftig - schließlich ist die Türkei das einzige moslemische Nato-Land - und ist doch für Deutschland nicht unproblematisch.

Nun ist es also heraus: Das Kommando über die Afghanistan-Friedenstruppe soll die Türkei übernehmen, wenn die Briten den Oberbefehl in drei Monaten abgeben. Das klingt vernünftig - schließlich ist die Türkei das einzige moslemische Nato-Land - und ist doch für Deutschland nicht unproblematisch. Erstens hat Rot-Grün den türkischen Alliierten in Menschenrechtsfragen bisher notorisch misstraut, weshalb Ankaras Bitten um deutsche Waffenlieferungen mehrfach abgelehnt wurden. Und jetzt will die Bundesregierung ihre Soldaten Kommandeuren unterstellen, deren Wertekanon sie für so anfechtbar hält? Stimmt schon, von Wollen kann eigentlich keine Rede sein. Für Rot-Grün ist dies das kleinere Übel. Das größere wäre gewesen, selbst das Kommando zu übernehmen, wie es die Afghanen von Anfang an gewünscht hatten. Was zur zweiten unangenehmen Offenbarung führt: Die Bundesregierung scheut davor zurück, selbst die Verantwortung zu tragen, weil sie die Bundeswehr seit Jahren finanziell so kurz hält, dass ihr die Ausrüstung fehlt, die sie für solche Aufgaben bräuchte. Das ist die Kehrseite der von Rot-Grün hochgelobten Kultur der Selbstbescheidung: Das in sie gesetzte Vertrauen enttäuschen die Deutschen - und ordnen sich dafür einem Befehl unter, dem sie nicht so ganz vertrauen.

cvm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false